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Phamacopoea persica. Kitāb al-abnīa ‘an ḥaqā’iq al-adwīa von Abū Manṣūr Mowaffaq bin ‘Alī al-Hirawī als Wissensquelle zur Heilmittelkunde im mittelalterlichen Iran.

Antragsteller Dr. David Buyaner
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Mittelalterliche Geschichte
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 557560138
 
Das Traktat von Abû Mansûr Mowaffaq bin 'Alî al-Hirawî Kitâb al-abnîa ‘an ḥaqâ’iq al-adwîa („Buch der Grundlagen über die wahre Beschaffenheit der Heilmittel“) ist ein Thesaurus der materia medica, der am Ende des 10. bis Anfang des 11. Jh. A. D. verfasst wurde. Nach verschiedenen Schätzungen besteht das Buch aus 547 bis 584 Wortartikel verschiedenen Umfangs, die nach dem arabischen Alphabet geordnet sind und Erkenntnisse über die Natur, Eigenschaften und Anwendungsweisen von Heilmitteln (überwiegend simplicia) pflanzlicher, mineralischer und tierischer Herkunft enthalten. Kitâb al-abnîa nimmt sowohl in der persischen Philologie als auch in der Medizingeschichte einen besonderen Platz ein. Als der allererste originale (d.h. nicht übersetzte) neupersische Prosatext, der zudem durch die älteste erhaltene neupersische Handschrift (447 A. H. / 1055-56 A. D.) belegt ist, bildet das Werk eine einmalige Quelle der Kenntnis über das frühe Entwicklungsstadium des literarischen Neupersischen. Darüber hinaus enthält das Buch vielerlei hapax legomena und seltene Wörter (hauptsächlich Krankheitsnamen), deren Erörterung einen bedeutsamen Beitrag zur persischen Lexikographie zu leisten vermag. Eine andere naheliegende Forschungsrichtung ist die Frage zur Herkunft der Quellen, auf die sich der Verfasser gestützt hat: Während einige von diesen (wie Galen, Dioskurides, ‘Alî ibn Sahl Rabban aṭ-Ṭabarî, ar-Râzî u.a.) wohlbekannt sind, bleiben die indischen und syrischen Autoren- bzw. Büchernamen, auf die Abû Mansûr verweist, weitgehend ungeklärt. Zu guter Letzt sei eine Einschätzung des eigentlichen Beitrags von Abû Mansûr zur Heilkunde erwähnt: Obwohl oft behauptet wird, dass sein Werk keine Spuren in der späteren persischen medizinischen Literatur hinterlassen habe (so z.B. Richter-Bernburg 1983, S. 337), beruht diese Feststellung lediglich darauf, dass spätere Autoren nicht ausdrücklich auf das Kitâb al-abnîa verwiesen haben. Sollte sich jedoch herausstellen, dass sie etwa eine Anwendungsweise des jeweiligen Heilmittels erwähnten, deren erste bekannte Aufzeichnung wir Abû Mansûr verdanken, so müssten Rolle und Platz des Kitâb al-abnîa in der Medizingeschichte neu bewertet werden. Das überaus reichhaltige lexikalische Material, welches im Kitâb al-abnîa seiner großen Stunde harrt, kann erst dann gebührenderweise analysiert werden, wenn das Werk als solches neu ediert, übersetzt und kommentiert worden ist. Das unmittelbare Ziel des beantragten Vorhabens ist es daher, den Text des Werkes aufgrund der Wiener Handschrift A. F. 340 zu edieren, ins Deutsche zu übersetzen, den edierten Text und die Übersetzung mit philologischen Erläuterungen zu versehen und dadurch einen verlässlichen Grundstein für eine weiterführende lexikographische bzw. kulturhistorische Forschung zu legen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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