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Sequenzeffekte in der kognitiven Psychologie: gleich aber doch anders?
Antragstellerin
Dr. Anne Voormann
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 557577950
Lern- und Übungseffekte beschreiben eine Verbesserung der Leistung durch die Wiederholung von perzeptiven, Motor- oder kognitiven Prozessen. Sequenzeffekte stellen die kleinste Betrachtungseinheit von Lern- und Übungseffekten dar, indem sie behaviorale Unterschiede in Abhängigkeit der Aufgabencharakteristika in zwei aufeinander folgenden Durchgängen betrachten. Hierbei führt eine Wiederholung der Aufgabenanforderungen von Durchgang n-1 zu Durchgang n zu einer höheren Leistung (verringerter Reaktionszeit und höhere Genauigkeit) im Vergleich zu einem Wechsel. Sequenzeffekte treten in vielen verschiedenen Paradigmen der kognitiven Psychologie auf - im vorliegenden Projekt konzentriere ich mich auf die visuelle Suche, zweifach Wahlaufgaben, Interferenzaufgaben und Aufgabenwechsel. Allerdings wurden Sequenzeffekte bisher häufig nur in paradigmen-spezifischen Theorien betrachtet, obwohl diese Theorien auch konzeptuelle Annahmen teilen. Beispielsweise werden über Paradigmen hinweg bottom-up Priming vs. top-down Anpassungen, episodische Gedächtnisspuren und Konflikt als Ursache von Sequenzeffekten in Betracht gezogen. Zudem versucht das „framework for binding and retrieval in action control“ (Frings et al., 2020) eine Vielzahl von Sequenzeffekten unter einem gemeinsamen theoretischen Gerüst zu vereinen. Bisher ist es jedoch empirisch unklar, ob Sequenzeffekte verschiedener Paradigmen mehr als nur oberflächliche Gemeinsamkeiten teilen oder Sequenzeffekte verschiedener Paradigmen sich in ihren Mechanismen substanziell voneinander unterscheiden und daher weiterhin in paradigmen-spezifischen Theorien beschrieben werden sollten. Das vorliegende Projekt zielt genau auf diese Fragestellung ab. Mithilfe von sechs Manipulationen möchte ich die geteilten konzeptuellen Annahmen hinter Sequenzeffekten untersuchen durch 1) einen Vergleich der Zeitspanne des bottom-up Primings und dem Vergleich von top-down Anpassung durch Hinweisreize, 2) die Manipulation von Basisraten und Wiederholungsraten zur Untersuchung des Einflusses von episodischen Gedächtnisspuren und 3) die Betrachtung von higher-order Sequenzeffekten, also die Berücksichtigung von mehr als zwei Durchgängen (z.B. ebenfalls Durchgang n-2), die mit verschiedenen Arten von Kontrolle assoziiert sind. Diese Arbeitspakete werden durch ein viertes ergänzt, in dem ich mithilfe von kognitiver Modellierung die Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf der Ebene der Reaktionszeitverteilung und kognitiver Prozesse vergleichen möchte. In allen Studien plane ich „Paradigma“ als Innersubjektfaktor zu verwenden, um einen möglichst teststarken Vergleich zu erlangen. Bei einem erfolgreichen Abschluss des Projektes können durch die gewonnenen Erkenntnisse solche kognitiven Mechanismen, die über (einige) Paradigmen hinweg Sequenzeffekte hervorrufen, von denjenigen abgegrenzt werden, die sich zwischen Paradigmen unterscheiden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Neuseeland
Kooperationspartner
Professor Jeff Miller, Ph.D.
