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Jüdische Personendaten des 15.–16. Jahrhunderts: Computergestützte Modellierung und Auswertung

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 517713369
 
Jüdische Geschichte ist in der Epoche, die von der FOR in den Blick genommen wird, von großer Dynamik geprägt, die sich nicht allein aus der Umgestaltung der Lebenswelten durch äußere Faktoren ergab. Die Beteiligung jüdischer Akteure an diesen Vorgängen wird von allen TPs hoch eingestuft; ihrer Mobilität und Migration, ihren Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft wie auch zu Akteuren der christlichen Umwelt gilt besondere Aufmerksamkeit. Den dafür favorisierten prosopographischen Zugängen kommt entgegen, dass wir es mit einem Zeitraum zu tun haben, in dem eine zahlenmäßig umgrenzte Minderheit in einer insgesamt dichter werdenden Quellenüberlieferung abgebildet wird. Dadurch treten in zunehmendem Maße auch ihre Beziehungen und Netzwerke in Erscheinung. Es besteht zudem die begründete Erwartung, dass einzelne Akteure in unterschiedlichen geographischen Räumen in den Blick unterschiedlicher TPs geraten, weshalb die FOR mit einer gemeinsamen Datenbank-Umgebung (FuD) arbeitet. Diesen Potenzialen steht aber weiterhin das Problem entgegen, wie Personen, ihre Bewegungen und Beziehungen aus den oft disparaten Quellen rekonstruiert werden können. Diesem inhaltlichen Problem entspricht auf der technischen Seite das Fehlen angemessener Hilfsmittel für die Rekonstruktion von Personen und Personenprofilen in den Digital Humanities (DH), vor allem weil die herkömmlichen Ontologien zur Erfassung von Personendaten in Datenbanken unterkomplex sind. Im Fall jüdischer Personennamen des 15. und 16. Jhs. (wie überhaupt der Vormoderne) ergeben sich besondere Herausforderungen aus der vermehrten Migration jüdischer Akteure, aus der Mehrsprachigkeit und mangelnden Normierung von Schreibungen in den Quellen sowie nicht zuletzt aus Praktiken der Mehrnamigkeit (Sakral- und Rufnamen, wechselnde Beinamen). Dadurch werden sie zu einem Testfall für die Digital Humanities. Das TP widmet sich dem Problem der Modellierung vormoderner jüdischer Personendaten. Der Lösungsansatz dafür beruht auf der systematischen Unterscheidung von Namensnennung (Referenz) und rekonstruierter Person im Datenmodell. Das erste Ziel des TP ist es, ein solches Modell zu entwickeln, zu implementieren und der FOR als nutzungsfreundliches Tool zur Verfügung zu stellen. Das Datenmodell muss zugleich den internationalen Standards der DH entsprechen und eine sinnvolle Erweiterung bestehender Ontologien bieten. Langfristig zielt das TP darauf, die erhobenen Personendaten auf ihre Netzwerkstrukturen hin zu analysieren und eine algorithmische Heuristik zu entwickeln, die die Rekonstruktion von Personenprofilen aus einer Menge von Namensnennungen unterstützt. Damit leistet das TP sowohl einen Beitrag zur verfeinerten Modellierung von Personendaten in den Digital Humanities insgesamt als auch zur Rekonstruktion von jüdischen Lebenswelten in der Vormoderne.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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