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TP 5: Infrastrukturen der Sorge. Sounds, soziales Editing und cuidadanía

Fachliche Zuordnung Praktische Philosophie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 524611401
 
Als Rahmen dient TP 5 das in queer-feministischen Diskursen und sozialen Bewegungen der 2000er Jahre in Spanien entstandene Konzept der Cuidadanía als einer Bürger:innenschaft der Sorge. Obwohl sich die Demokratiebewegungen am Beginn der 2010er Jahre auf die Cuidadanía bezogen, ist das Konzept erst grob skizziert. Wie eine Cuidadanía systematisch institutionell und infrastrukturell imaginiert und realisiert werden kann, bleibt eine Lücke, für deren Schließung TP 5 konkrete wie philosophische Angebote erarbeiten möchte. Dafür muss es zunächst nichts völlig Neues erfinden, sondern bestehende Praktiken wahrnehmen und miteinander in Resonanz versetzen, vor allem durch das Erinnern und Aktualisieren vergessener Praktiken. Mit einer philosophisch-konzeptuellen Perspektive und zugleich einem starken Praxisbezug untersucht das TP Mikrostrukturen und -praxen, die in unterschiedlichen Weisen durch Verbundenheiten von Menschen, Dingen und Umwelten öffentliche Versorgungsinfrastrukturen unterstützen, erweitern und ersetzen, um den Imaginationsraum für neue Partizipationsmöglichkeiten zu erweitern. Das TP ist auf Spanien fokussiert und untersucht historische Infrastrukturen der Sorge in psychiatrischen Institutionen der 1920er bis 1950er Jahre sowie widerspenstige Sorgeinfrastrukturen in Stadtteilen von Málaga und nahe Barcelona, die gegenwärtig zwischen einer politisch aktiven Gesellschaft und den ab und umgebauten sozialstaatlichen Infrastrukturen entstehen; es experimentiert mit ästhetischen Praktiken des Sounds und des Editierens, die auf unterschiedliche Weisen in Sorgeinfrastrukturen involviert sind. Es erforscht zudem konkrete geopolitische Resonanzen in Frankreich, Algerien und Brasilien. Das Rahmenprojekt VAGABONDING CARE (TP-Leiterin) wird vergessene psychiatrische Versorgungsinfrastrukturen im Umfeld des katalanisch-französischen Psychiaters François Tosquelles (1912-1994) aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts analysieren und aktualisieren. In dem damit verbundenen therapeutischen Verständnis wird Sorge als bewegt und vagabundierend verstanden und lässt sich theoretisch-konzeptionell nicht nur als infrastrukturierende, sondern auch als instituierende Praxis fassen. Das erste Unterprojekt SOCIAL EDITING konzentriert sich auf aktuelle gesundheitspolitische Versorgungsinfrastrukturen und selbstorganisierte nachbarschaftliche Unterstützungsnetzwerke v.a. im Stadtviertel Gornal in L’Hospitalet nahe Barcelona und ist dort mit einer situierten Forschung v.a. in das Herstellen "editorischer" Objekte verwickelt. In ähnlicher Weise konzentriert sich das zweite Unterprojekt SONIC MATTERING vor dem Hintergrund der Touristifizierung v.a. auf das Stadtviertel Lagunillas in Málaga. Es untersucht dort die selbstorganisierten nachbarschaftlichen Sorgeinfrastrukturen sowie die Rolle, die Sound bei der Produktion, Begegnung und Erinnerung verschiedener Formen infrastruktureller sozialräumlicher Kompositionen von Sorge spielt.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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