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TP 6: 'Race as Infrastructure' und literarische Infrastrukturen der Gegenwehr
Antragstellerin
Professorin Dr. Laura Bieger
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 524611401
Das Projekt untersucht das Verhältnis zweier weltbildender Infrastrukturen: "Race" und Gattung/Genre. Aufbauend auf dem praxeologischen Infrastrukturbegriff der Forschungsgruppe entwickelt es (a) ein Verständnis von "race" als einem Gefüge von Vorannahmen, Regeln und Gewohnheiten, das qua Kategorisierung menschlichen Lebens eine ungleiche Verteilung von Vulnerabilität erwirkt; um (b) zu zeigen, wie Literatur durch das Ausbilden und Zirkulieren von Vorstellungen des Menschlichen an der Erschaffung dieser Infrastruktur beteiligt ist - und darum zur Arena ihrer Befragung, Bekämpfung und Neuformatierung wurde. Antagonistische Dynamiken dieser Art bilden das Zentrum; das TP geht davon aus, dass sie ihren Ausgang in der Transformation von körperlichen in literarische Praktiken nehmen. Wie haben die hier-durch erzeugten Formen von Gegenwehr innerhalb rassistischer Ordnungen gegen die Mechanismen der Klassifizierung angearbeitet, die "race" infrastrukturell wirksam machen? Welche alternativen Infrastrukturen sind dabei entstanden? Was ist aus diesen Dynamiken für den systematischen Abbau von Rassismus zu lernen, an dem das TP sich beteiligen will? Diese Fragen werden in einem Rahmenprojekt theoretisiert und in drei Unterprojekten (UP) expliziert. Letzteres erfolgt in der Untersuchung von drei Formen von Gegenwehr, die in den USA in Reaktion auf den infrastrukturellen Rassismus entstanden sind, in dem die amerikanische Gesellschaft sich begründet: der Underground Railroad, einem informellen Hilfsnetzwerk zur Flucht aus der Sklaverei, und ihrer Verbindung zur "slave narrative" als Triebfeder abolitionistischen Tuns, einschließlich der organisierten Fluchthilfe (UP 1); dem "passing" (gemeinhin verstanden als das "passing for white" von Personen, die qua rassistischer Kategorisierung als Schwarz gelten) und seiner Verbindung zur "novel of passing" als Instrument der Archivierung dieser notorisch ungreifbaren Form der Gegenwehr (UP 2); und dem Afrofuturismus und seiner Verbindung zu "speculative fiction" als Instrument der Herstellung eines alternativen kulturellen Gedächtnisses sowie neuer Gemeinschafts- und Handlungsformen (UP 3). Im Zusammenspiel der drei Fallstudien zeigen sich rassistische Ordnungen als durchsetzt von historisch-dynamischen Formen der Gegenwehr, die sich im Bereich des Geheimen und/oder Ungreifbaren formieren und ihre infrastrukturierende Wirkung in künstlerische Verhandlungen erweitern, die in fundamentaler Weise literarisch bedingt sind.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 5710:
Infrastruktur: Ästhetik und Versorgung
