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Pragmatische Beeinträchtigung bei Schlaganfall und Schädel-Hirn-Trauma: Theoretische Implikationen und empirische Evaluation eines neuartigen linguistischen Testverfahrens

Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 557961674
 
Die menschliche Kommunikation ist auf weitreichende sprachliche und kognitive Faktoren angewiesen. Erworbene Hirnschädigungen können dieses komplexe Zusammenspiel stören und kommunikative Defizite verursachen, die das Funktionslevel und die Lebensqualität Betroffener beeinträchtigen. Zu diesen Defiziten zählen die sogenannten ‘Kognitiven Kommunikationsstörungen’ (Cognitive Communication Disorders, CCDs), die ins Gebiet der Neuropragmatik fallen. Trotz ihrer hohen Prävalenz sind CCDs bislang unzureichend erforscht und werden in der deutschsprachigen Gesundheitsversorgung wenig berücksichtigt, auch wegen des bestehenden Mangels an Diagnostikinstrumenten. Das vorliegende 3-jährige Projekt soll einen Beitrag zur Erforschung pragmatischer Störungen nach erworbener Hirnschädigung leisten. Durch eine multizentrische Verhaltensstudie mit neurologischen Patient*innen sollen pragmatische Modelle unter Berücksichtigung der kognitiven Funktionen des exekutiven und sozio-kognitiven Systems präzisiert werden. Das Projekt zielt ab auf (1) die deutsche Übersetzung und Anpassung des Test for the Assessment of Pragmatic Abilities and Cognitive Substrates (APACS; Arcara & Bambini, 2016); (2) die Sammlung normativer Daten für den APACS; (3) eine klinische Bewertung des APACS bei Teilnehmenden mit Schädel-Hirn-Trauma (TBI) oder unilateralem Schlaganfall (ULS) und die Untersuchung spezifischer Unterschiede zwischen den Patientengruppen; (4) die Untersuchung des Beitrags von Exekutivfunktionen und sozialen Kognition zu möglichen pragmatischen Beeinträchtigungen sowie (5) eine Bewertung der Auswirkungen von CCDs auf Lebensqualität und Teilhabe. Das Projekt wird in drei Phasen durchgeführt: Monate 1-3 umfassen eine Pilotierung der Beta-Version des APACS und die Initiierung der behavioralen Testungen; Monate 4-28 beinhalten die Rekrutierung von Teilnehmenden und die Erhebung von Verhaltensdaten; Monate 25-36 sind der Datenanalyse und der Veröffentlichung der Ergebnisse gewidmet. Die Antragstellerinnen werden die Projektphasen koordinieren sowie die Arbeit von zwei wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen an zwei Standorten (München, Hamburg) mit unterschiedlichen Forschungsschwerpunkten (TBI, ULS) supervidieren. Durch ihre Forschungskollaboration und die Zusammenarbeit mit klinischen Einrichtungen vereinen die Antragstellerinnen eine einzigartige Kombination aus Ressourcen und klinischer Expertise. Auf diese Weise wird das Projekt das Verständnis des Zusammenspiels sprachlicher und kognitiver Faktoren im normalen Sprachgebrauch verbessern und ein validiertes diagnostisches Instrument (die deutsche Version des APACS) auf Grundlage aktueller pragmatischer Modelle bereitstellen. Dies wird die Versorgung durch geeignete Rehabilitationsmaßnahmen für eine beträchtliche Anzahl betroffener Patienten verbessern, sowie die Ableitung evidenzbasierter Empfehlungen für die Diagnostik und Therapie von pragmatischen Störungen bei TBI und ULS erlauben.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Italien
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Valentina Bambini
 
 

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