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TP 3: Ästhetische Praktiken des Attunement als Zugang zu kolonialen Infrastrukturen der Extraktion

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 524611401
 
Das in den Medienwissenschaften angesiedelte TP will untersuchen, was von kolonialen extraktiven Infrastrukturen übrig bleibt. Es fragt, was diese Überreste über die Geschichte kolonialer Gewalt erzählen und wie das "Erbe" dieser Gewalt die Infrastrukturen transnationaler Extraktionsökonomien noch heute prägt, sei es beim maritimen Abbau von Diamanten und seltenen Erden oder im Rahmen der "green transition" Europas. Während einige Elemente ehemaliger Abbaustätten vor Ort oder in Archivdokumenten und Karten leicht zu erkennen sind - Schienen, Telegrafendrähte, Wasserleitungen -, entziehen sich andere Elemente der Wahrnehmung. Das TP befasst sich im Kontext Namibias, wo die Geschichte der deutsch-britischen kolonialen Bergbauinfrastruktur in verschiedenen Teilen der Landschaft Spuren hinterließ, mit eben jenen spektralen Elementen, die an der Schwelle der Wahrnehmung liegen. Vor diesem Hintergrund soll im TP untersucht werden, wie ästhetische Praktiken des Attunements, das heißt der Einstimmung, wie sie von Künstler:innen und artist-researchers angewandt werden, neue und andere Formen der Wahrnehmung und des Verständnisses der verborgenen und verdrängten Geschichte extraktiver Gewalt eröffnen, indem sie sich mit ererbten und spektralen Infrastrukturen auseinandersetzen. Das UP 1 wird sich auf die Überreste der kolonialen und genozidalen Infrastrukturen des Diamantenabbaus in der Namib-Wüste konzentrieren, UP 2 wird untersuchen, wie diese sich mit den Infrastrukturen überschneiden, die in Namibia für kürzlich ins Leben gerufene Projekte zur Wasserstoffgewinnung bereits existieren oder in Planung sind. Im Zusammenhang mit dieser ortsspezifischen Forschung wird UP 3 eine umfassende Studie zur Praxis des Attunements durchführen und Methoden für diese Form der Einstimmung entwickeln. Zu diesen gehört eine Medienpraxis, die technologiebezogene Medienwissenschaft mit einem Bewusstsein für die Medialität menschlicher und nicht-menschlicher Körper in Bezug auf die in UP 1 und UP 2 behandelten Orte verbindet. Insgesamt will das TP zeigen, inwiefern Einstimmungspraktiken dazu geeignet sind, Spuren kolonialer extraktiver Infrastrukturen im namibischen Kontext aufzudecken, wie sie offenlegen, wie sich die Geschichte des deutschen Kolonialismus und Genozids in der extraktiven Zone widerspiegelt, und wie sie das Fortbestehen dieser Geschichte kolonialer Gewalt in den heutigen Extraktionsinfrastrukturen greifbar machen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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