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TP 1: Ausgehöhlte Landschaften. Imaginationen von Leben in Infrastrukturen der Extraktion
Antragsteller
Professor Dr. Jörn Etzold
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 524611401
Das Projekt erforscht, wie soziale, affektive (Lauren Berlant) und elementare (John Durham Peters) Infrastrukturen in Prozessen der Deindustrialisierung einen fundamentalen Wandel durchlaufen. Sein Schwerpunkt liegt auf dem gegenwärtigen Ruhrgebiet, wo es auch angesiedelt ist. Um dieses als Forschungsgegenstand in aktuellen internationalen Diskursen zu verorten, soll die dortige Entwicklung jedoch mit der in zwei anderen Regionen verglichen werden: im Bundesstaat Minas Gerais ("Allgemeine Minen") in Brasilien, wo der Bergbau unvermindert andauert, und in postindustriellen Gegenden in der Slowakei, wo seit Beginn der 1990er Jahre die Gesellschaft wesentlich disruptiver umstrukturiert wird. In dieser Kontrastierung geht es insbesondere um die Gleichzeitigkeit und Zeitgenossenschaft der erforschten Prozesse. Das Projekt untersucht anhand von performativen Arbeiten, Installationen und den Institutionen, welche sie hervorbringen, das ebenso gewaltsame wie utopische soziale Imaginäre (Cornelius Castoriadis) von Gesellschaften des exzessiven Rohstoffabbaus, die oft traumatischen Veränderungen, die dieses Imaginäre durchläuft, wenn die Rohstoffe versiegen, und die Überreste der Schürfung in Gesellschaften und Landschaften. Das Rahmenprojekt erforscht die Rolle der Institutionen Theater und Kunst in den Prozessen der Transformation von einer industriellen in eine postindustrielle Gesellschaft im Ruhrgebiet seit 1989 (u.a. Internationale Bauausstellung Emscher Park, Theater- und Musikfestival Ruhrtriennale) und unter dem Zeichen des fortbestehenden Extraktivismus in Minas Gerais (u.a. Freiluftmuseum Inhotim in Brumadinho). Das erste Unterprojekt erforscht künstlerische Projekte, die sich mit irreversiblen Veränderungen von "Natur" oder "Landschaft" durch Rohstoffabbau und ihrer Beziehung zur "Umwelt" auseinandersetzen, mit einem Fokus auf post-industrielle Brachflächen. Das zweite Unterprojekt behandelt die Veränderungen der affektiven Infrastruktur in postindustriellen Lebenswelten in einem Vergleich zwischen dem Ruhrgebiet und Košice und Martin in der Slowakei anhand von selbstorganisierten Kulturzentren. Im Zusammenspiel der drei Projekte wird die sinnliche Wahrnehmung der Veränderung von Lebenswelten erforscht, die wiederum durch einen Rohstoffabbau von ungeheuren Dimensionen erst hervorgebracht wurden.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 5710:
Infrastruktur: Ästhetik und Versorgung
Internationaler Bezug
Brasilien, Österreich, USA
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professorin Dr. Sabeth Buchmann; Professorin Dr. Rosalind C. Morris; Professor Dr. José Miguel Wisnik
