Detailseite
Projekt Druckansicht

TP 4: Extraktivismus und Infrastruktur in der brasilianischen Literatur

Antragsteller Dr. Tomaz Amorim Izabel
Fachliche Zuordnung Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 524611401
 
Übergeordnetes Ziel des TPs ist es, die vielschichtige Beziehung zwischen literarischen und extraktivistischen Infrastrukturen in Brasilien zu untersuchen, wobei der Schwerpunkt auf zwei Schlüsselperioden liegt: den frühen Stadien der Hochmoderne (1900er–1920er Jahre) und der Gegenwartsliteratur. Durch einen vergleichenden Ansatz soll das Projekt aufdecken, wie sich literarische Werke aus diesen unterschiedlichen Epochen mit den Komplexitäten extraktiver Landschaften auseinandersetzen und so den sich wandelnden Diskurs über koloniale Hinterlassenschaften, Umweltzerstörung und alternative Wahrnehmungen, Lebensweisen und Praktiken beleuchten, die von Künstlern und sozialen Kollektiven vorgeschlagen werden. Unter Berücksichtigung ihrer materiellen und symbolischen Dimensionen verfolgt die Untersuchung die folgenden allgemeinen Ziele: 1. Das Projekt soll die Entwicklung literarischer Repräsentationen von Extraktionsinfrastrukturen und des "extractive gaze" durch close readings untersuchen: Durch den Vergleich von Werken aus dem frühen 20. Jahrhundert und der Gegenwartsliteratur soll das Projekt die sich wandelnden Darstellungsweisen und Konzeptionen von Extraktionsinfrastrukturen analysieren. Es wird untersucht, wie literarische Werke zur Konstruktion einer ausbeuterischen Perspektive auf das Land und seine Ressourcen beigetragen haben und wie diese Werke die vorherrschenden Ideologien reflektierten, ihnen widerstanden und sie verstärkten. Dabei wird auch das literarische System selbst als eine Art von Infrastruktur betrachtet. 2. Das Projekt soll analysieren, welche Formen und Ästhetiken die brasilianische Literatur in der Moderne und der Gegenwart hervorgebracht hat, um ein Bewusstsein für Umweltzerstörung durch Extraktivismus zu schaffen und emotionale oder affektive Reaktionen hervorzurufen. Anhand von Textanalysen soll außerdem untersucht werden, wie Schriftsteller:innen spezifische sprachliche und ästhetische Strategien einsetzen, um Leser sowohl emotional als auch kognitiv mit den Folgen des Extraktivismus und des Klimawandels zu konfrontieren und verschiedene Formen der Öko-Lähmung, Öko-Trauer oder Öko-Schuld zu überwinden. 3. Zudem soll erforscht werden, wie die Gegenwartsliteratur - insbesondere von indigenen und Quilombola-Autor:innen - alternative Weltanschauungen (re-)konstruiert, welche die dominanten extraktivistischen Narrative herausfordern und alternative Formen des Seins im Verhältnis zum Land vorschlagen. Dabei wird untersucht, wie diese Werke unterschiedliche epistemologische und ontologische Perspektiven mobilisieren, wobei die Relationalität, Reziprozität und Vielfalt der Welten im Vordergrund stehen. Diese Werke werden als Infrastrukturen für die Gestaltung von Welten betrachtet, da sie über den literarischen Text hinausgehen und durch neue Formen und außerliterarische Referenzen die Wahrnehmung der Leser neu organisieren, um Erfahrungen mit anderen Welten zu ermöglichen oder sogar zu schaffen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung