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Modelle und Idealisierungen in normativen Untersuchungen
Antragsteller
Marcel Jahn
Fachliche Zuordnung
Praktische Philosophie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 558320807
Modelle spielen in zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen eine zentrale Rolle. Als idealisierte Darstellungen bestimmter Aspekte der Wirklichkeit ermöglichen sie es Forscher:innen, Phänomene gezielt zu isolieren und systematisch zu untersuchen. Philosoph:innen, die sich mit dem Einsatz von Modellen befassen, haben sich bisher vorwiegend auf solche Modelle konzentriert, die deskriptive Ziele verfolgen, wie etwa das Ableiten kausaler Erklärungen oder das Aufstellen von Vorhersagen. In jüngerer Zeit jedoch richtet eine wachsende Zahl von Philosoph:innen ihren Fokus auf Modelle, die normative Ziele verfolgen – also Modelle, die uns dabei helfen sollen, herauszufinden, was wir tun sollen.Obwohl diese Modelle zunehmend in den Fokus rücken, steckt die philosophische Auseinandersetzung mit ihnen noch in den Anfängen. Dadurch bleiben viele wichtige Fragen bislang weitgehend unerforscht oder nur unzureichend behandelt. So ist beispielsweise unklar, welche Rolle Modelle im Prozess der normativen Theoriebildung spielen. Zudem wurde weitgehend übersehen, dass Modelle in normativen Untersuchungen ganz unterschiedliche Zwecke erfüllen können und – je nach ihrer Funktion – spezifische theoretische Herausforderungen mit sich bringen. Infolgedessen hat die Literatur einem zentralen theoretischen Problem bislang nicht die nötige Aufmerksamkeit gewidmet, das speziell bei Modellen auftritt, die darauf abzielen, konkrete normative Urteile zu rechtfertigen: Aufgrund welcher Eigenschaften gelingt es jenen Modellen – die in Disziplinen wie der Entscheidungstheorie, der formalen Epistemologie und der Klimaökonomik eine zentrale Stellung einnehmen – ihr Rechtfertigungsziel zu erreichen?Vor diesem Hintergrund besteht das Hauptanliegen meines Projekts in einer umfassenden philosophischen Analyse von Modellen in normativen Untersuchungen. Das Projekt soll konkrete Lösungen für drängende methodologische und metanormative Fragen entwickeln und deren übergeordnete Implikationen für die Praxis normativen Modellierens beleuchten.Im Einzelnen verfolgt das Projekt drei Hauptziele. Erstens sollen grundlegende methodische Fragen geklärt werden, indem ein detaillierter Überblick über die verschiedenen Modelltypen, die in normativen Untersuchungen verwendet werden, erarbeitet und diese in den größeren Kontext der ethischen Theoriebildung eingeordnet werden. Zweitens strebt das Projekt an, eine Lösung für das zentrale metanormative Problem zu entwickeln, das speziell bei Modellen auftritt, die zur normativen Rechtfertigung dienen. Schließlich zielt das Projekt darauf ab, den praktischen Nutzen dieser theoretischen Erkenntnisse für die normative Modellierung aufzuzeigen. Dazu werde ich eine Fallstudie zu klimaökonomischen Modellen durchführen, die zur Bestimmung der sozialen Kosten von CO2 herangezogen werden, um zu veranschaulichen, wie die im Rahmen dieses Projekts entwickelten theoretischen Ressourcen unser Verständnis und die Anwendung solcher Modelle verbessern können.
DFG-Verfahren
WBP Stelle
