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Aufmerksamkeitsbiases für verlustassoziierte Reize bei Anhaltender Trauerstörung: Eine Untersuchung zugrundeliegender Mechanismen mit Hilfe von kognitiven Paradigmen und Eye-Tracking

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 558358291
 
Die Anhaltende Trauerstörung (ATS) ist eine beeinträchtigende und persistierende Trauerreaktion, die als neue Diagnose in die ICD-11 aufgenommen wurde. Kognitive Modelle der ATS nehmen an, dass verlustbezogene Aufmerksamkeitsverzerrungen zu deren Entstehung und Aufrechterhaltung beitragen. Dabei wird von unterschiedlichen Aufmerksamkeitslenkungsmustern hinsichtlich Erinnerungsreizen an die verstorbene Person (z.B. Fotoalben) sowie Reizen, die mit dem Tod oder dessen Umständen assoziierten sind (z.B. Friedhöfe), ausgegangen. Bisherige Studien deuten auf eine selektive Aufmerksamkeitsfokussierung für beide Formen verlustbezogenen Materials hin. Allerdings weist die bisherige Forschung einige Limitationen auf. Es wurden fast ausschließlich Reaktionszeitaufgaben eingesetzt, die zugrundeliegende Mechanismen der Aufmerksamkeitslenkung nicht vollständig abbilden können. Zudem wurde unterschiedliches verlustbezogenes Material nie gemeinsam betrachtet, wodurch spezifische Veränderungen in Komponenten der Aufmerksamkeit unerforscht bleiben, und es wurde zumeist kein idiosynkratisches Stimulusmaterial verwendet, obwohl die relevanten Reize hochgradig individuell sind. Außerdem wurden vorwiegend Personen mit subklinischer ATS untersucht und es fehlten geeignete Kontrollgruppen. Um diese Limitationen zu überwinden und die Erkenntnisbasis systematisch zu erweitern, kombiniert das vorliegende Projekt kognitive Grundlagenforschung mit klinischer Forschung, indem innovative kognitive Paradigmen und Eye-Tracking angewendet werden. Damit sollen Prozesse der reaktiven und proaktiven Aufmerksamkeitslenkung untersucht werden, indem individuell relevante, personen- und todesbezogene Reize sowie geeignetes Kontrollmaterial einer Gruppe von Personen mit ATS dargeboten wird. Weiterhin erfolgt die Darbietung in einer Trauerkontrollgruppe und einer gesunden Kontrollgruppe, um die Spezifität der Aufmerksamkeitsmuster zu überprüfen (Gesamtstichprobe N = 144). Durch die Eye-Tracking Erfassung können zugrundeliegende Mechanismen geprüft werden, wobei insbesondere Antisakkadeneffekte betrachtet werden. Die Ergebnisse können das Verständnis von Veränderungen der Aufmerksamkeitslenkung bei ATS grundlegend verbessern und dadurch einen wichtigen Beitrag zur Optimierung von Störungsmodellen und Identifizierung von neuen Ansatzpunkten für Interventionen leisten. Die systematische, translationale Verknüpfung der klinischen und kognitiven Forschungsmethoden hat zudem das Potential, vergleichbare Untersuchungen in anderen Störungsbereichen anzuregen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e) Professorin Dr. Rita Rosner
 
 

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