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Experimente im Prozess. Paradigmenwechsel: Architektur- und Entwurfslehre in der Abteilung Bauen der HfG Ulm

Antragstellerin Dr. Chris Dähne
Fachliche Zuordnung Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 558364066
 
Die Hochschule für Gestaltung Ulm (1953-1968) gilt heute als eine der innovativsten Bildungseinrichtungen der frühen Bundesrepublik. Schwerpunkte der Ausbildung waren Industrielles Bauen, Visuelle Kommunikation und Produktdesign. Bekannt geworden sind vor allem Objekte aus dem Grafik- und Produktdesign, die heute zum internationalen Kanon der Designgeschichte gehören. Weitestgehend unerforscht sind dagegen die experimentellen und theoretisch fundierten Arbeiten der Abteilung Bauen unter Leitung des Architekten und Designers Herbert Ohl und damit eine erhebliche Fehlstelle in der Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts darstellen. Das Faszinosum der Arbeiten liegt in dem utopischen Potenzial einer vom Makro- bis zum Mikrokosmos prototypisch gestalteten Architektur, mit dem die Abteilung technische Visionen unter Anwendung einer spezifischen Entwurfsmethode produzierte. Grundlage dafür lieferte das sogenannte ‚Ulmer Konzept,‘ bei dem die seinerzeit hochaktuellen Wissenschaftsdisziplinen wie etwa Kybernetik, System- und Informationstheorie den Methodenapparat für den Architekturentwurf anreicherten, der nach dem Prinzip wissenschaftlicher Experimente erarbeitet werden sollte. Gestaltungsentscheidungen wurden nicht nach kreativer Eingebung, sondern auf Grundlage einer strengen Methodologie und wissenschaftlich gesicherter Informationen getroffen. Die Innovation der Abteilung Bauen liegt in der Synthese von Ingenieur- und Natur-, Human- und Sozialwissenschaften des 'Ulmer Konzepts', mit dem neue Methoden für ein integrales Entwerfen eingeführt wurden - mit dem Ziel, Architektur wissenschaftlich, interdisziplinär und sozial verantwortlich auszurichten. Diesen konsequenten Ansätzen einer sich an Wissenschaft und Technologie orientierenden Entwurfslehre und durch die Schlüsselfigur Ohl geprägte Architekturauffassung geht das Forschungsprojekt nach. Eine wesentliche Grundlage dafür ist die erstmalige Sichtung und Aufarbeitung des Nachlasses Ohls, der anfängliche Ideen einer Industrialisierung der Architektur von Konrad Wachsmann in dem 1960 gegründeten Institut für Industrialisiertes Bauen weiterentwickelt hat. Gesamtziel des Projektes ist es, mit der entwicklungsgeschichtlichen Aufarbeitung der Abteilung Bauen, eine empfindliche Leerstelle in der Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts zu schließen und der HfG einen angemessenen Platz in der Historiographie der internationalen Architekturschulen zu sichern. Zudem soll einerseits der Einfluss des 'Ulmer Konzepts' mit seinem spezifisch methodischen Ansatz auf die Entwurfsarbeiten der HfG Ulm analysiert und rekonstruiert und andererseits hinsichtlich seiner Wirkung auf internationale Strömungen wie dem Design Methods Movement untersucht werden. Mit dem beantragten international vernetzten Forschungsprojekt soll das Desiderat, der bis heute unsichtbaren Wirkungsgeschichte und Internationalität der Abteilung Bauen, behoben und die Wirkungspuren der Abteilung bis zur heutigen Zeit offengelegt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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