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Bäuerliche Agency im Spätmittelalter. Handlungs- und Konfliktfelder in der Grundherrschaft der Benediktinerabtei und des Stifts Ellwangen
Antragsteller
Professor Dr. Benjamin Müsegades
Fachliche Zuordnung
Mittelalterliche Geschichte
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 558830022
Ziel des Projekts ist es, eine Studie zu erarbeiten, in der am Beispiel des Klosters/Stifts Ellwangen die Bedeutung und Ausgestaltung bäuerlicher Agency innerhalb einer Grundherrschaft des späten Mittelalters untersucht wird. Dabei werden unter Agency die von Einzelnen sowie Gruppen durch ihr Handeln betriebene Verbesserung, Konsolidierung oder Sicherung ihrer sozialen, politischen oder wirtschaftlichen Stellung oder die Veränderung ihres Umfelds sowie Bestrebungen in diese Richtung verstanden. Es wird von der These ausgegangen, dass Bauern stets über eine Agency verfügten, die je nach wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Kontexten in unterschiedlichem Maße ausgeprägt war. Das Benediktinerkloster (ab 1460 Stift) Ellwangen bietet sich aufgrund seiner für den deutschen Südwesten repräsentativen politisch-ökonomischen Entwicklung im späten Mittelalter für eine entsprechende Studie in besonderem Maße an. Der Beginn des Untersuchungszeitraums, zu dem die Auswirkungen der "Kleinen Eiszeit", der verschiedenen Pestwellen und der sogenannten Agrarkrise fassbar werden, ist die Mitte des 14. Jahrhunderts. Den Endpunkt bilden die Ereignisse des Bauernkriegs von 1525. Dabei gibt es für die Ellwanger Grundherrschaft insgesamt vier eng miteinander verbundene Felder, auf denen sich bäuerliche Agency fassen und rekonstruieren lässt: 1.) Agrarisch-ökonomisches Handeln (Pachten und Nutzen von landwirtschaftlichen Flächen, Einsatz der eigenen Arbeitskraft und jener von Dritten). 2.) Beziehungen zum Grundherren (Leisten, Verweigern und/oder Verhandeln von Abgaben und Zinsen, passiver und aktiver Widerstand). 3.) Persönliche Freiheit und Mobilität (Ausgestaltung der Leibeigenschaft/Leibherrschaft). 4.) Handeln von Einzelnen und Gruppen innerhalb der Landgemeinde Ziel ist es, durch eine Analyse der vier Felder die Ausgestaltung bäuerlicher Agency im späten Mittelalter zu erschließen. Im Kontext des Rückgangs der Zahl der Arbeitskräfte und Pächter in Folge der Entwicklungen des 14. Jahrhunderts wird untersucht, welche Chancen sich hieraus für die Bauern ergaben. Konkret wird danach gefragt, inwiefern diese Möglichkeiten erhielten, größere Flächen zu besseren Konditionen zu pachten, weniger Abgaben leisten mussten und sie ihre Arbeitskraft oder jene von Dritten anders einsetzten konnten. Mit Blick auf die Leibeigenschaft ist es das Ziel, herauszuarbeiten, inwiefern sich Leibeigene durch Verweigerungen von Abgaben oder Flucht den herrschaftlichen Ansprüchen entzogen bzw. aufgrund ihrer schlechten ökonomischen Lage den Forderungen nicht nachkommen konnten. Für das Handeln innerhalb der Landgemeinde wird untersucht, welche Bedeutung dem Inhabern von Ämtern und dem Verhandeln mit der Herrschaft für Einzelne wie Gruppen zukam.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
