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Conservation Contact Zones. Zur Entwicklung der Theorie der Erhaltungspraxis im Internationalen Rat für Denkmalpflege (ICOMOS), 1965–1984
Antragsteller
Professor Dr. Andreas Putz
Fachliche Zuordnung
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 559167094
Die heutige Theorie und Praxis der Denkmalpflege ist das Ergebnis wegweisender internationaler Konferenzen und Abstimmungsprozesse nach dem Zweiten Weltkrieg. Angesichts der bestehenden nationalen Konzeptionen und Bedingungen der Denkmalpflege und innerhalb der geopolitischen Konflikte der Ära des Kalten Krieges und seiner Ost-West-Polarisierung bedarf die deutliche Zunahme des internationalen Verständnisses, die sich in den gemeinsamen Grundsätzen und Grundlagen der Denkmalpflege manifestierte, einer Erklärung. Der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) wurde 1965 als internationale Nichtregierungsorganisation für die Erhaltung historischer Denkmäler gegründet. ICOMOS bot internationale Foren des Austauschs und ermöglichte während des Kalten Krieges eine komplexe, vernetzte Struktur der Zusammenarbeit im Bereich des Kulturerbes. Das Forschungsvorhaben konzentriert sich auf die internationalen Konferenzen von ICOMOS und die damit verbundenen Aktivitäten zur Erhaltung des baulichen Erbes. Es wird diese Zusammentreffen als 'Conservation Contact Zones' in den Blick nehmen, um kritisch zu hinterfragen, wie diese Interaktionsräume orchestriert wurden, und um ihre komplexen Strukturen und Netzwerke zu entwirren. Das Projekt wird insbesondere die ersten sieben Hauptarbeitstagungen und wissenschaftlichen Konferenzen von ICOMOS - die Ge-neralversammlungen - in Krakau, 1965, in Oxford, 1969, in Budapest, 1972, in Rothenburg o.d. Tauber, 1975, in Moskau,1978, in Rom, 1981 und in Rostock und Dresden 1984 untersuchen. Diese Konferenzen wurden im Hintergrund politisch und diplomatisch akribisch vorbereitet, von nationalen und internationalen Medien begleitet, umfassten öffentliche Ausstellungen und Besichtigungen vor Ort, brachten verschiedene wegweisende Publikationen und Berichte hervor und bezogen Fachleute aus den Bereichen Architektur und Kunstgeschichte ebenso sowie die breite Öffentlichkeit ein. Die kontinuierlichen und organisierten Treffen von Experten in diesen 'Contact Zones' verflochten die Entwicklungen der Denkmalpflege in Ost und West. Das Forschungsprojekt wird die genannten Konferenzen sowie Denkmalpflegeprojekte als Orte der Begegnung und Diskussion kartieren, analysieren und so die Rahmenbedingungen für die internationale Entwicklung der Theorie und Praxis des baulichen Erbes rekonstruieren. Auf der Grundlage umfassender Archiv- und Literaturrecherchen wird das Projekt darlegen, wie nationale Denkmalpflegepraktiken, Theoriediskussionen und politische Umstände die Entwicklung der internationalen Theorie zur Erhaltung des baulichen Erbes in drei Bereichen beeinflusst haben: hinsichtlich einer Erweiterung des Begriffs des Denkmals, der Akzeptanz von Modernisierungen der historischen Bausubstanz und der Einbeziehung und Mitwirkung der Öffentlichkeit in der Denkmalpflege.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
