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Die postnazistische Gesellschaft. Das »Gruppenexperiment« des Instituts für Sozialforschung: Erschließung, Edition, Forschung

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 559304518
 
Das »Gruppenexperiment« des Instituts für Sozialforschung (IfS) wies als eine der aufwendigsten empirischen Studien der deutschen Soziologie zu Beginn der 1950 Jahre nach, auf welch grundlegende Weise der Nationalsozialismus – als politische Ideologie sowie als Lebensentwurf und -praxis der Einzelnen – seinen Zusammenbruch überdauert hatte. Die wegweisende Untersuchung sowohl für die weitere Forschung zum Verständnis der postnazistischen Gesellschaft als auch für die Entwicklung qualitativer Methoden empirischer Sozialforschung im Allgemeinen fragte – in der frühen Phase des Übergangs von der NS-Herrschaft in die demokratische Bundesrepublik – nach der Verbreitung demokratischer Einstellungen, Rassismus und Antisemitismus und besitzt in dieser Hinsicht auch gegenwärtig enorme Aktualität. Das Material zum Gruppenexperiment hat sich als Projektdokumentation im IfS-Archiv erhalten, jedoch ist das umfangreiche Daten-, Auswertungs- und Publikationsmaterial zu unter anderem 129 geführten Gruppendiskussionen (20.000 Seiten Transkripte) und hunderten Follow-Up-Interviews bis heute nicht erschlossen, veröffentlicht oder systematisch ausgewertet worden, weil seinerzeit erhebliche Bedenken hinsichtlich der erschütternden Auswirkungen einer vollständigen Auswertung und der Publikation der Erkenntnisse geäußert wurden. Das Vorhaben verfolgt zwei maßgebliche Ziele: 1) Die größtenteils unbekannten Inhalte des Gruppenexperiments werden in verschiedenen Präsentationsformen als vollständig und tieferschlossene Forschungsressource frei digital zugänglich gemacht, wodurch eine verlässliche Grundlage disziplinenübergreifender Forschung geschaffen wird. 2) In Auseinandersetzung mit dem Material und auf Basis der geschaffenen Daten und technischen Infrastruktur wird im Projekt selbst interdisziplinäre, themenbezogene Forschungs- und Publikationstätigkeit durchgeführt (u.a. in der Sozial-, Politik- und Sprachwissenschaft, Geschichte und Psychologie). Das geplante Vorhaben ermöglicht damit jenseits enger disziplinärer Grenzen erstmals Forschungen auf Basis der im Projekt erschlossenen Dokumente und trägt darüber hinaus durch eigene, substanzielle Forschung zu neuen Erkenntnissen bei. Das in Form eines funktionsmächtigen Onlineportals nutzbar gemachte Material und die ergänzende Publikation bislang unveröffentlichter Schriften stellt eine entscheidende Erweiterung des Verständnisses der postnazistischen Gesellschaft dar. Als ein zentrales Ergebnis der ersten von vier Projektphasen wird mit Blick auf Teilziel 1 bereits eine digitale Edition aller Materialien in Faksimileform sowie der Diskussionsabschriften in transkribierter Form bereitgestellt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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