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Algorithmisches Management im Arbeitsprozess – Eine Analyse von Arbeitskraft-Algorithmen-Beziehungen
Antragsteller
Dr. Heiner Heiland
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 559467691
Das geplante Forschungsprojekt untersucht die algorithmische Koordinierung und Kontrolle von Arbeitsprozessen – sogenanntes algorithmisches Management. Es folgt der Beobachtung, dass im bisherigen Fachdiskurs algorithmisches Management in erster Linie aus einer top-down-Perspektive als technologisches Faktum analysiert wurde. Stattdessen nimmt das Projekt Algorithmen als Technologien in den Blick, deren Effekte sich erst soziomateriell in der Praxis realisieren. Ziel des Projekts ist es, grundlegende a) theoretische, b) methodische und c) empirische Beiträge zu Algorithmen-Arbeitskraft-Interaktionen zu erbringen: a) Theorie: Das Projekt konzeptualisiert Algorithmen sowohl als interessengeleiteten Technikeinsatz zu Zwecken der Koordination und Kontrolle des Arbeitsprozesses als auch als soziomaterielle Praxis und Aneignungsweise. Die Effekte von Algorithmen realisieren sich demnach nicht unvermittelt, sondern sind von der Praxis und den mentalen Modellen geprägt, die die Arbeitenden über die Funktionsweisen der Technologien entwickeln. Deren Ausrichtung und Inhalt wird außerdem durch Rahmungen des organisationalen und sozialen Kontexts der Akteure bestimmt (technological frames). Arbeitskraft-Algorithmen-Beziehungen werden damit als Zusammenspiel von Praktiken, mentalen Modellen und technologischen Rahmungen konzeptualisiert und damit ein realistisches und erweitertes Verständnis von Algorithmen und deren Effekten etabliert. Ergänzend wird die organisationale Ebene mit ihren verschiedenen betrieblichen Akteuren als Einflussfaktor auf die soziale Konstruktion von Algorithmen analysiert. b) Methodik: Zusätzlich fragt das Projekt, wie Algorithmen untersucht werden können. Im Kontrast zu den sonst üblichen umfrage- und interviewbasierten Studien zu algorithmischem Management steht im Fokus des Untersuchungsdesigns ein ethnografischer Ansatz, der die Praktiken und den Umgang mit algorithmischem Management im Rahmen längerer Feldaufenthalte in situ untersucht. Dabei werden im Sinne eines follow the algorithm spezifische Situationen fokussiert und beobachtet. Um die Rahmungen und mentalen Modelle der Algorithmen zu erheben, werden außerdem Interviews mit Organisationsmitgliedern und Gruppendiskussionen genutzt. c) Empirie: Bisher liegt der Forschungsfokus vor allem auf dem aufsehenerregenden Einsatz von Algorithmen in einem Nischenbereich der Plattformarbeit. Das Projekt erweitert den Blick und untersucht den Einsatz von Algorithmen mit intensiven Fallstudien in Betrieben in drei gesellschaftlich relevanten Feldern: Logistik, Medizin und öffentliche Verwaltung. Damit wird Wissen über den breiten Einsatz und die Relevanz von Algorithmen im Arbeitsalltag gewonnen. Und durch die soziomaterielle Perspektive und in Zusammenhang damit dem multimethodischen Forschungsdesign und insbesondere der teilnehmenden Beobachtung werden grundlegend neue Erkenntnisse zu Interaktionen von Arbeitskräften mit Algorithmen sowie deren Aushandlung in Organisationen generiert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
