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Interdisziplinäre Untersuchungen außergewöhnlicher Körpermanipulationen und Deponierungspraktiken der Bandkeramischen Siedlung Vráble Velke-Léhemby (5200-4950 BCE), Südwestslowakei

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 560057566
 
Die linearbandkeramische Fundstelle von Vráble, eine der größten frühneolithischen Siedlungen in Mitteleuropa, zeichnet sich in ihrer späten Phase (5100-5000 BCE) durch außergewöhnlich komplexe Praktiken der Manipulation und Niederlegung menschlicher Körper im Erdwerksgraben ab, wobei die große Anzahl (85+) menschlicher Skelette ohne Schädel besonders spektakulär sind. Bei aller Einzigartigkeit haben diese Praktiken in Vráble auch deutliche Parallelen zu zeitgleichen Aktivitäten anderer Fundplätzen der späten LBK, bei denen ebenfalls menschliche Körper(-teile) in Erdwerksgräben oder Gruben deponiert wurden. Ein besseres Verständnis dieser Phänomene rührt unmittelbar an die Frage neolithischer Weltbilder, aber auch an die Rolle gewaltsamer Interaktionen in der späten Phase der LBK und, weiter gefasst, im Neolithikum. Die Vorarbeiten der Antragsteller*innen haben bereits wichtige Erkenntnisse über die Siedlungsgeschichte von Vráble, die Datierung, Struktur und Bedeutung des Erdwerks sowie die Formen der Niederlegungen geliefert. Jedoch stellen eine systematische Erforschung der Grabenstruktur über die gesamte Länge des Erdwerks und eine detaillierte anthropologisch-osteologische Analyse des Skelettmaterials unabdingbare, sehr aufwändige Arbeitsschritte dar. Diese sind erforderlich, um 1) die Population der kopflos Niedergelegten im Verhältnis zu den nach regulärem Brauch der LBK bestatteten Individuen charakterisieren zu können, 2) die Manipulationen an den Körpern im Sinne von Ritus und/oder Gewalthandlungen zu rekonstruieren und 3) die Funktion des Erdwerks besser zu verstehen - und so die Praktiken und Befunde in Vráble in ihrer soziorituellen Bedeutung in der damaligen lokalen Gemeinschaft als auch in ihrem regionalen und überregionalen Kontext bewerten zu können. Dies soll durch ein interdisziplinäres Arbeitsprogramm realisiert werden, welches auf archäologischen, osteologischen und bioarchäologischen Forschungssträngen basiert. Systematische, gezielte Ausgrabungen sollen überprüfen, ob sich diese exzeptionelle Niederlegungssitte über weitere Teile des Erdwerks erstreckten, als auch die Dimensionen bekannter Konzentrationen identifizieren und mehr Skelettmaterial bergen. Erstmals werden durch die osteologische Bearbeitung der gesamten menschlichen Überreste wertvolle Informationen zu Erhaltung, Lebenswegen und Körpermanipulationen der bestatteten Individuen generiert. Hierfür werden parallel stattfindende Analysen zur Paläogenetik und Stabilen Isotopen hinzugezogen. Für die Rekonstruktion ritueller Handlungen werden archäologische, osteologische, bioarchäologische und taphonomische Informationen integrativ zusammengeführt. Für eine zeitgemäße Vermittlung unserer Forschungen setzen wir auf Formate, die eine ausführlichere oder aufwändigere Darstellung erlauben, die das nötige Mindestmaß an Komplexität und Differenzierung transportieren, ohne ein Laienpublikum zu überfordern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Slowakei
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Alena Bistakova, Ph.D.; Privatdozent Dr. Ivan Cheben, Ph.D.; Zuzana Hukelova, Ph.D.
 
 

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