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Paläoseismologische Erforschung aktiver Störungen in Namibia zur Einordnung der seismischen Gefährdung in den stabilen Intraplattenregionen des südlichen Afrikas
Antragstellerin
Dr. Beth Kahle
Fachliche Zuordnung
Geologie
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 560087224
Auch wenn zunehmend erkannt wird, dass kontinentale Intraplattenregionen ein größeres seismisches Risiko darstellen, als bisher angenommen, sind diese Regionen paläoseismologisch nachwievor unzureichend erforscht. Geomorphologische Beweise für tektonisch aktive Abschiebungssysteme in Namibia bieten die Chance, diese Forschungslücke zu schließen. Namibia gilt, wie der Großteil des südlichen Afrikas, als stabile Intraplattenregion mit niedrigen Extensionsraten und entsprechend geringem seismischen Gefährdungspotential. Dennoch weisen geomorphologische Spuren auf große, geologisch junge Erdbeben hin. Unsere fernerkundlichen und geländebasierten Analysen entlang der bekannten Hebron-Störung und einer bislang unerforschten Region im SW Namibias, dokumentieren eine Vielzahl von morphologisch jungen Oberflächenrupturen. Skalierungsbeziehungen deuten darauf hin, dass diese Strukturen Erdbeben mit einer Magnitude über Mw 6,4 und möglicherweise über Mw 7,0 auslösen können. Bisher werden solche geomorphologischen Hinweise jedoch nicht in die seismischen Gefahrenbewertungen einbezogen, die meist nur instrumentelle Daten nutzen. In Gebieten mit niedrigen Extensionsraten liegen die Wiederholungsintervalle für Erdbeben oft bei mehreren Tausend oder gar Zehntausend Jahren, weshalb das instrumentelle Netz allein keine ausreichende Grundlage für eine Gefahrenabschätzung bietet. Aktuelle Studien schätzen die Maximalmagnitude für die Hebron Störung auf Mw 5,3. Wir argumentieren jedoch, dass Erdbeben von bis zu Mw 7,1 entlang der Störung möglich wären, ähnliches gilt für das Störungssystem im SW des Landes. Ein besseres Verständnis der Erdbebengeschichte dieser Störungssysteme ist unabdinglich für präzisere Gefahrenabschätzungen in der Region. Wir beantragen, zwei Feldkampagnen durchzuführen, um paläoseismologische Schürfgräben an beiden Störungssystemen zu untersuchen. Mithilfe von C-14- und OSL-Datierungen sollen das jüngste Erdbeben, seine Magnitude und potenzielle Mehrfachereignisse erfasst werden. Dies wäre die erste Studie dieser Art in der Region. Neben der Verbesserung der seismischen Gefahrenbewertung stellen sich damit auch grundsätzliche Fragen zur Seismizität in stabilen Intraplattenregionen: Wie groß können Erdbeben an Abschiebungen tatsächlich werden? Wiederholen sie sich entlang derselben Störung? Und treten sie räumlich und zeitlich gehäuft auf? Da solche Ereignisse selten dokumentiert sind, haben die Antworten auf diese Fragen internationale Bedeutung. Das semi-aride Klima, geringe anthropogene Einflüsse und langsame Erosionsraten in der Region könnten ein außergewöhnliches Langzeitprotokoll der Seismizität liefern und machen Namibia zu einem „natürlichen Labor“ für diese Fragestellungen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Südafrika
Mitverantwortliche
Professorin Anke Friedrich, Ph.D.; Privatdozent Dr. Simon Kübler
Kooperationspartner
Dr. Khumo Leseane; Dr. Robert Muir; Professor Dr. Alastair Sloan
