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Entwicklung eines interdisziplinären Konzepts der „ambivalenzsensiblen Nachdenklichkeit“. Reflexive Resilienz für junge Fachkräfte im Gesundheitswesen und in Seelsorge/Spiritual Care.

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 560174322
 
Im Verlauf unserer langjährigen Berufserfahrung als Professorinnen wie auch als Ärztin und als Pastorin konnten wir beobachten, wie schwierig es insbesondere für junge Kolleg:innen ist, kritische Situationen in ihrer ganzen Dynamik und Komplexität wahrzunehmen, zu reflektieren und zu bewerten und dabei mögliche Ambivalenzen und Mehrdeutigkeiten konstruktiv einzubeziehen. In unserer interdisziplinären Zusammenarbeit in der DFG-Forschergruppe FOR 2686 „Resilienz in Religion und Spiritualität“ haben wir Ambivalenz und Ambiguität als zentrale Elemente von Resilienzprozessen identifiziert. Die Fächer unterscheiden sich jedoch im Hinblick auf Wahrnehmung und Verständnis dieser Phänomene. Während die Theologie Ambivalenz eher aus anthropologischer und phänomenologischer Sicht untersucht, betonen Medizin und Psychologie den messbaren und funktionalen sowie den emotionalen und interaktiven Aspekt. Beide Elemente, das Unverfügbare wie das Funktionale, sind untrennbar mit den konkreten Erfahrungen von Ambivalenz in herausfordernden Situationen verbunden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit und Chance eines integrativen Ansatzes. Das Hauptziel dieses Projekts besteht darin, theoretische Konzepte und Modelle zu Ambivalenz, Ambiguität, Verletzlichkeit und Reflektion aus beiden Disziplinen transdisziplinär zu vergleichen und zu integrieren. Darauf basierend soll ein interdisziplinäres Konzept einer „ambivalenzsensiblen Nachdenklichkeit“ entwickelt werden, das den Einbezug von Vulnerabilität und die reflexive Anerkennung von und konstruktive Auseinandersetzung mit dem „kontrastierenden Widerstand“, der komplexen beruflichen und alltäglichen Erfahrungen innewohnt, umfasst. Unter dem Druck des beruflichen Alltags fehlt oft die äußere und innere Erlaubnis, einen Moment innezuhalten, nachzudenken, den Ambivalenzen nachzuspüren, die Perspektive zu wechseln, aber auch, sich selbst neu zu entdecken, warten zu dürfen, sich gehalten zu fühlen. Durch den Vergleich von Konzepten aus beiden Fächern wollen wir das Verständnis für die vielfältigen und oft widersprüchlichen Bedeutungen, die mit komplexen Situationen (physisch, psychisch, sozial und spirituell) verbunden sind, erleichtern und Möglichkeiten aufzeigen, diese zu verstehen, einzugrenzen und anzugehen. Nach einer theoretischen Synthese hoffen wir auch, einige Ideen auf praktische Weise zu erproben und damit neue Ansatzpunkte für eine Umsetzung in dezidiert interdisziplinäre/interprofessionelle Formen der Aus- oder Weiterbildung zu bieten. Die Einzigartigkeit unseres Antrags liegt in unserem Bestreben nach einem wirklich interdisziplinären Dialog, bei dem die Grenzen zwischen den Fachbereichen in Bezug auf Sprache, Argumentation und Strukturen überwunden werden. Das Risiko besteht darin, dass die angestrebte Synthese vielleicht scheitert und es uns nicht gelingt, unsere jeweiligen Fachgemeinschaften von der Relevanz unserer Arbeit im Hinblick auf Publikationen, Förderungen oder Dissemination zu überzeugen.
DFG-Verfahren Reinhart Koselleck-Projekte
Kooperationspartner Professor Dr. Thomas Schlag
 
 

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