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VARICRIS: Krisenvariationen und ihre Auswirkungen auf die Governance-Kapazitäten internationaler Organisationen

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 560272666
 
Viele Krisen der letzten Jahrzehnte haben nicht an geographischen Grenzen oder einzelnen Politikbereichen haltgemacht und dabei gezeigt, wie wichtig Governance-Kapazitäten internationaler Organisationen (IOs) sind. Allerdings führen solche Krisen nur manchmal zu höherer Autorität oder mehr Ressourcen von IOs. In einigen Fällen waren gar weniger Kapazitäten die Folge. So erhielt etwa die Europäische Zentralbank (EZB) im Zuge der europäischen Staatsschuldenkrise neue Kompetenzen, während die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in der Ukraine-Krise nicht in der Lage war, ihr bestehendes Mandat umzusetzen. Was erklärt diese unterschiedlichen Kriseneffekte? Bestehende Theorien der Internationalen Beziehungen (IB) bieten lediglich uniforme und teilweise widersprüchliche Erwartungen, die sich ausschließlich auf die Angebotsseite des institutionellen Designs von IOs oder mitgliedstaatlicher Präfenzen konzentrieren. Unser Projekt argumentiert hingegen, dass die Variation in den wahrgenommenen Eigenschaften der verschiedenen Krisen systematisch berücksichtigt werden muss. Es liefert dazu zwei wesentliche Beiträge. Erstens entwickelt das Projekt ein neues theoretisches Modell zu den Auswirkungen von Krisen auf die Governance-Kapazitäten von IOs. Dazu verbindet es IB-Theorie mit Konzepten aus der Literatur der öffentlichen Verwaltung, die auf die Relevanz von Variation in der wahrgenommenen Intensität, den zeitlichen Dynamiken, und der grenz- und politikfeldüberschreitenden Natur von Krisen hinweisen. Diese Theorie wird durch explorative Fallstudien verfeinert. Zweitens ermöglicht das Projekt erstmals umfassende vergleichende Analysen von Krisen, indem es eine innovative „Text-as-Data“-Technik entwickelt, um Krisenwahrnehmungen in großen Korpora von Nachrichtenagenturmeldungen weltweit und in verschiedenen Politikbereichen zwischen 1992 und 2024 zu erfassen. Auf Basis dieser Daten kann das Projekt seine theoretischen Argumente dann quantitativ testen, indem die verschiedenen Krisenmerkmale mit bestehenden Daten zu Governance-Kapazitäten von IOs verknüpft werden. Das Projekt liefert mit diesen beiden Beiträgen neue Einsichten zur Fähigkeit von IOs, grenz- und politikfeldübergreifende Krisen zu bewältigen. Sowohl für die Forschung, in der resiliente Krisenmanagementsysteme konzeptualisiert werden, als auch für die Praxis, in der solche Systeme umgesetzt werden müssen, sind diese Erkenntnisse von entscheidender Bedeutung.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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