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Zeitgenössische Modernismen: Die Rekonstitution Europas und die Renationalisierung der Avant-Garde

Antragsteller John Greaney, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 560427994
 
Zeitgenössische Modernismen: Die Rekonstitution Europas und die Renationalisierung der Avant-Garde untersucht das Wiederaufkommen des Modernismus als kulturellem Deskriptor im einundzwanzigsten Jahrhundert. Im Unterschied zur Amerikanisierung und Internationalisierung dieser Strömung analysiert dieses Projekt, wie der Modernismus zu einer Form des kulturellen Nationalismus in Europa wurde. Es gliedert europäische Geschichte wieder in die Modernist Studies ein, um zu erforschen, wie Nachkriegsgeopolitik, kulturelle Soft Power und die Ideologien des modernen Europas auf die Bedeutung des Modernismus in der heutigen Zeit einwirken. Das Projekt untersucht die scheinbar entgegengesetzt zur globalisierenden Rhetorik der new modernist studies verlaufende Entwicklung des europäischen Modernismus. Konkret erforscht das Projekt, wie der Modernismus, einst eine exilische Avant-Garde-Strömung, als eine Form des sanften Nationalismus im Nachkriegseuropa fungiert, indem Expatriates und einstige Rebellen wie D.H. Lawrence, James Joyce oder Rainer Maria Rilke zu regionalen, nationalen und europäischen Kulturerbefiguren werden. Heutzutage ist Lawrence ein Symbol der Kulturgeschichte Nottinghams, Joyce eine Galionsfigur des irischen Kulturerbes; Rilke wird als österreichischer Dichter gefeiert. In weiterer Folge untersucht das Projekt, wie der Modernismus als Ausdruck des kulturellen Prestiges als Mittel zur Abgrenzung Europas von der nichteuropäischen Welt fungiert: der algerischstämmige und in Frankreich ansässige Albert Camus wird gemeinhin als französischer Modernist gesehen; Assia Djebar, ebenfalls ursprünglich aus Algerien kommend und in Frankreich wohnhaft, wird als algerische Schriftstellerin betrachtet und nicht als Modernistin bezeichnet. Dem Projekt liegt das folgende Paradoxon zugrunde: Die Renationalisierung modernistischer Literatur im Nachkriegseuropa mobilisiert die Geschichte exilischer Literatur, um ein abgegrenztes und ausgrenzendes europäisches Terrain zu kreieren. Das vorliegende Projekt untersucht, wie nationalisierte Modernismen paradoxerweise sowohl als Basis für Bewegungsfreiheit innerhalb Europas fungieren als auch zur Rechtfertigung ihrer Außengrenzen. Schließlich fragt das Projekt: Wie wurde das kulturelle Gedächtnis einer exilischen literarischen Strömung zum Fundament einer Europäischen Identität, die gleichzeitig inklusiv und exklusiv ist? Das Projekt entwickelt anhand von Fallstudien komparatistische Analysemethoden, um die Renationalisierung des Modernismus in Europa zu erforschen. Eine neue Monographie wird vor allem irische und englische Modernismen in den Blick nehmen. Auf mein breites Forschungsnetzwerk zurückgreifend werde ich kollaborative Forschungsevents an der Goethe-Universität durchführen sowie ein großes Editionsprojekt mit Edinburgh UP leiten, das komparatistiche Analysen entwickelt, die sich mit der Frage beschäftigen, wie Modernismus heutzutage im Bezug auf europäische Identität umfunktioniert wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien, USA
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Dr. Jackie Jones, Ph.D.; Václav Paris, Ph.D.
 
 

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