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Der Rigveda aus Kaschmir
Antragsteller
Dr. Jeong-Soo Kim
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Asienbezogene Wissenschaften
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 560804875
Der Antragssteller erhielt im Frühjahr 2023 vom Bhandarkar Oriental Research Institute 419 digitalisierte Fotografien der Blätter eines in Śāradā-Schrift abgefassten Kaschmir-Manuskripts, das seit 2007 von der UNESCO als Weltkulturerbe geführt wird. Diese hochauflösenden Farbfotodaten enthalten den kompletten Saṃhitā-Text des Rigveda (RV) der Śākala-Rezension. Dieses 1875 von Georg Bühler entdeckte Kaschmir-Manuskript wurde an Max Müller in Oxford zugesandt, der seinen Assistenten „Dr. Wenzel“ beauftragte, die Vālakhilya-Lieder in den RV zu kollationieren. Das Manuskript (Ms.) gelangte später in die Hände von Isidor Scheftelowitz, der auf der Grundlage des Studiums des Ms. zwei wichtige Publikationen (1906 und 1907) machte. Eine umfangreiche Lektüre des Ms. als eigene Vorarbeit durch den Antragssteller führte zu dem vorläufigen Ergebnis, dass sich weder Müller (eigentlich Wenzel) noch Scheftelowitz gründlich mit dem Ms. aus Kaschmir auseinandergesetzt haben. Das Kaschmir-Ms. ist hinsichtlich der Varianten wertvoll und aufgrund der Eigenschaften der Śāradā-Schrift aufschlussreich. Zahlreiche Anhaltspunkte sprechen dafür, dass wir es hier mit einem Text zu tun haben, der einer Subtradition der Śākala-Rezension angehört. Das sind einerseits z.B. der Ausschluss der Vālakhilya-Lieder aus der Saṃhitā, andererseits aber vor allem die Tatsache, dass das Kaschmir-Ms. im 10. Maṇḍala zwei Strophen mehr hat als der Text von Müller und Aufrecht. Die Druckausgaben von Müller und Aufrecht sind nach heutigen textkritischen Kriterien als unbefriedigend zu bewerten. Sie beruhen auf Quellen aus indischen Gebieten, in denen die Devanāgarī-Schriftart vorherrschte. Die Fehleinschätzung der Devanāgarī-Schrift als „Sanskrit-Schrift“ hängt damit zusammen, dass Sanskrit-Druckausgaben fast ausschließlich in dieser Schrift erfolgten und so internationale Verbreitung fanden. Diese drucktechnisch weitestgehend vereinheitlichten Normausgaben verwischten viele der sprachlich hochrelevanten Spuren, die sich in anderen Schriftkreisen durch eine außerordentlich präzise differenzierende Orthographie bewahrt hatten. Dies gilt auch für die phonetische Artikulierung bei der RV-Rezitation. Insbesondere trifft diese auf feinstem Gehör beruhende Bewahrung der rigvedischen Aussprache auf die Schriftkreise des äußersten Nordens (Śāradā-Schrift) zu. Die historische Sprachwissenschaft sieht sich daher mit dem Problem konfrontiert, im Wissen um die Existenz wertvoller, aber unerschlossener handschriftlicher RV-Quellen weiterhin unbefriedigende Ausgaben zur Grundlage ihrer Forschung heranziehen und Materialien von tatsächlicher Relevanz ignorieren zu müssen. Mit dem hier beantragten Projekt soll diese Erkenntnislücke geschlossen und der sprachwissenschaftlichen Forschung der bequeme Zugang zur Überlieferung des RV in Kaschmir ermöglicht werden, um dessen Text später in den größeren Zusammenhang der Gesamtüberlieferung einordnen zu können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
