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Die Legitimation von Ungleichheiten über den Lebensverlauf: Neue und alte Dynamiken der Gerechtigkeit am Arbeitsplatz
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Jule Adriaans; Professor Dr. Stefan Liebig; Professor Dr. Carsten Sauer
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 560889370
Deutschland sieht sich aufgrund des demografischen Wandels mit einem rapiden Rückgang an qualifizierten Arbeitskräften konfrontiert. Dieser Trend wird die Diversität der Arbeitskräfte in Bezug auf Alter, Geschlecht und Migrationshintergrund erhöhen, da mehr Migranten und Personen, die derzeit nicht erwerbstätig sind, benötigt werden, um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken. Infolgedessen wird sich das Kräfteverhältnis zwischen Arbeitgebern und qualifizierten Arbeitnehmern verschieben, was zu einer höheren Mobilität und Fluktuation der Arbeitnehmer führen wird. Um qualifizierte Arbeitskräfte zu halten, werden die Attraktivität des Arbeitsplatzes und die wahrgenommene Gerechtigkeit der Arbeitsbedingungen an Bedeutung gewinnen. In diesem Projekt soll untersucht werden, wie die steigende Vielfalt in der Zusammensetzung der Belegschaft und die Zunahme mobiler Karrierewege die Gerechtigkeitseinstellungen der Arbeitnehmer beeinflussen - insbesondere in Bezug auf die subjektive Bewertung von Vergütung (z.B. fairer Lohn), Entscheidungsprozessen (z.B. Einstellungspraktiken) und zwischenmenschlicher Interaktionen (z.B. Konfliktlösung). Diese Einstellungen stimmen mit den drei Dimensionen der Gerechtigkeit überein: Verteilungs-, Verfahrens- und Interaktionsgerechtigkeit. Die bisherige Forschung zeigt, dass Gerechtigkeitseinstellungen kontextabhängig sind und sich entlang der subjektiven Erfahrungen in verschiedenen Lebensphasen entwickeln. Angesichts der Auswirkungen des demografischen Wandels und der sich daraus ergebenen Veränderungen in der Arbeitswelt liegt die Annahme nahe, dass sich diese Einstellungen entsprechend verändern werden. Es gibt jedoch nur wenige empirische Befunde dazu, wie sich Gerechtigkeitsvorstellungen auf individueller Ebene entwickeln, da die meisten Studien auf Querschnittsdaten beruhen und damit Einstellungen zwischen Individuen verglichen und nicht Veränderungen innerhalb von Individuen untersuchen. Um diese Forschungslücke zu schließen, ist es das Ziel dieses Projektes, die Panel-Studie "Legitimation of Inequality over the Lifespan" um eine dritte Erhebungswelle zu ergänzen. Eine Kombination aus Panel- und Auffrischungsstichprobe dient als Grundlage für die dritte Welle. Die resultierenden Umfragedaten werden mit administrativen Beschäftigungsdaten der Bundesagentur für Arbeit verknüpft. Mit diesem Datensatz werden drei Forschungsziele verfolgt: (1) zu verstehen, wie sich Gerechtigkeitseinstellungen stabilisieren oder verändern, während sich Individuen durch verschiedene soziale Kontexte und Lebensphasen bewegen, (2) zu erfassen, wie unterschiedliche Erwerbsbiografien sich auf diese Einstellungen auswirken und (3) zu untersuchen, wie Interaktionen am Arbeitsplatz Gerechtigkeitsbewertungen beeinflussen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
