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Einstellungen zu Geschlechterrollen und sozialer Gerechtigkeit durch das Prisma von Religion und Religiosität

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 561121941
 
Die aktuelle Forschung zu Geschlechtsrolleneinstellungen weist drei wesentliche Defizite auf: Sie verwendet Typologien dieser Einstellungen, die theoretisch nicht abgeleitet sind, verwendet Messinstrumente, die die Rolle des Mannes im Haushalt nur unzureichend berücksichtigen und liefert bislang ein wenig differenziertes Bild zum Zusammenhang von Geschlechtsrolleneinstellungen und Religion und Religiosität. Wir schlagen vor, diese Defizite zunächst durch den Rückgriff auf Konzepte und Befunde der Gerechtigkeitsforschung auszugleichen. Denn Geschlechtsrolleneinstellungen beziehen sich auf Vorstellungen, wie Vorteile und Lasten in einer Partnerschaft aufgeteilt werden sollten und ob Aufteilung als gerecht oder ungerecht wahrgenommen werden. Ansätze der sozialwissenschaftlichen Gerechtigkeitsforschung sind insofern hilfreich, da sie Geschlechterbeziehungen (die betrachteten sozialen Beziehungen), normative Verteilungsprinzipien (wie Nutzen und Lasten - Belohnungen und Verantwortlichkeiten - zwischen den Partnern verteilt werden sollten) und evaluative Gerechtigkeitseinstellungen darüber, was als fair oder gerecht zwischen den Partnern angesehen wird, miteinander konzeptionell verknüpfen. Darüber hinaus kann diese Forschung verstehen helfen, wie sich die Geschlechtsrolleneinstellungen nach Religion und Religiosität in verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterscheiden. Ziel des Projektes ist zunächst, auf der Grundlage bestehender Umfragedaten die Zusammenhänge zwischen Geschlechterrolleneinstellungen und Gerechtigkeitseinstellungen innerhalb und zwischen religiösen Gruppen in verschiedenen Ländern zu untersuchen. Für eine detailliertere Analyse wird eine Bevölkerungsumfrage mit multifaktoriellen Experimenten (faktorielles Surveydesign) in Deutschland (N=3000) und Israel (N=1400) Ende des Jahres 2027 durchgeführt. Die Erhebung umfasst vier innovative Elemente: (1) Vignettenmodule zur Verteilung von Vorteilen und Lasten innerhalb des Haushalts; (2) ein Fokus auf Zeit als Ressource, die sich auf bezahlte Arbeit, unbezahlte Arbeit und Freizeit verteilt; (3) neue, theoriegeleitete Instrumente zur Messung von Geschlechtsrolleneinstellungen; (4) ein Instrument, das die Wahrnehmung der Art der sozialen Beziehung innerhalb der Partnerschaft misst; und (5) Informationen über Religiosität, die über die üblicherweise in Bevölkerungsumfragen verfügbaren Informationen hinausgehen. Die dadurch gewonnen Daten ermöglichen es, die Heterogenität zwischen und innerhalb der Länder in Bezug auf Religion und Religiosität, kulturelle Traditionen, Familienstrukturen sowie soziale Institutionen und Politiken zur Erklärung von Geschlechtsrolleneinstellungen zu nutzen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
Partnerorganisation The Israel Science Foundation
 
 

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