Detailseite
Projekt Druckansicht

Zur Unterschätzung von Sexismus: Generalisierbarkeit, Analyse, Skalenvalidierung und Intersektionen

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 561159396
 
Gesetze wie das AGG verbieten Diskriminierung. Im Einklang damit sind viele Menschen motiviert, vorurteilsfrei zu reagieren. Dennoch ist Ungleichheit allgegenwärtig. Die Ursachen von Diskriminierung zu erhellen, könnte dazu beitragen, diese zu verringern. Geschlecht, Alter und ethnische Zugehörigkeit sind laut sozialpsychologischen Theorien die zentralen sozialen Kategorien, die zu Diskriminierung führen (Sexismus, Altersdiskriminierung und Rassismus). Ein charakteristisches Merkmal moderner Ismen ist die Annahme, dass Diskriminierung der Vergangenheit angehöre. Umgekehrt gehen wir davon aus, dass Bewusstsein für fortbestehende Diskriminierung entscheidend für die Bekämpfung von Diskriminierung ist, und dass neben allgemeinen Bewertungen („moderne Ismen“) die Fähigkeit, konkrete Vorfälle von Diskriminierung zu erkennen, entscheidend für das Ziel ist, Diskriminierung zu reduzieren. Das vorgeschlagene Forschungsprogramm behandelt die Unterschätzung von Sexismus im Vergleich zu anderen Diskriminierungsformen (als Referenzkategorien). In Vorarbeiten zum Projekt (5 Experimente, 3 davon präregistriert); 3 präregistrierte Validierungen der Rassismusversion) haben wir eine Szenarienskala entwickelt, die dieselben Situationen (z. B. Ausschluss) in einer Sexismus- und einer Rassismus-Variante beschreibt (ausbalanciert zwischen Teilnehmenden; z. B. Ausschluss von weiblichen vs. schwarzen Personen). Sexistische Szenarien wurden im Durchschnitt als weniger diskriminierend beurteilt als rassistische Szenarien. Der Unterschied zwischen Rassismus und Sexismus hing enger mit anderen Sexismus- als mit Rassismus-bezogenen Konstrukten zusammen. Aufbauend auf diesen Ergebnissen werden im Projekt mehrere theoretische Erklärungen gegeneinander getestet, um zu klären, warum Sexismus (oder -ismen im Allgemeinen) unterschätzt wird. Wir testen die Allgemeingültigkeit und analysieren die Unterschätzung von Sexismus; wir validieren die Sexismus- sowie eine Cissexismus-Szenarienskala; und wir untersuchen Identitätsintersektionen. Konkret untersuchen wir die Forschungsfragen: (1) Wie konsistent ist die Unterschätzung von Sexismus (a) über verschiedene Kulturen hinweg, (b) über die verschiedenen Szenarien der Skala hinweg, und (c) im Vergleich zu anderen Referenzkategorien (z. B. Ageismus)? Darüber hinaus (2) validieren wir die Szenarienskala zum Bewusstsein für geschlechtsbezogene Diskriminierung (d. h. Sexismus und Cis-Sexismus), was auch zu einem tieferen Verständnis der Unterschätzung von (Cis-)Sexismus führen wird – welche Szenarien werden als subtile Manifestationen von (Cis-)Sexismus angesehen? Schließlich untersuchen wir (3) die Intersektion von Rassismus und Sexismus (d. h. die Diskriminierung Schwarzer Frauen) genauer. Insgesamt erweitert dieses Forschungsprojekt theoretische Modelle zu den Grundlagen von Diskriminierung und liefert ein modernes, valides Szenarien-basiertes Messinstrument, mit dem Bewusstsein für Diskriminierung gemessen werden kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Polen, Türkei
Kooperationspartnerinnen Dr. Ece Akca; Dr. Karolina Hansen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung