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Lernen, das Glas halb voll zu sehen: Wirksamkeit und Mechanismen einer Emotionsregulationsintervention im Alltag bei Depressionen

Antragstellerinnen / Antragsteller Professor Dr. Sven Barnow; Dr. Katrin Schulze
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 561208705
 
Depressive Störungen zählen weltweit zu den führenden Ursachen für die Beeinträchtigung der Lebensqualität. Obwohl bekannt ist, dass Emotionsregulation mit depressiven Symptomen assoziiert ist, bleiben die genauen zugrundeliegenden kognitiven Mechanismen unklar, insbesondere deren kausale und interaktive Natur. Besonders auffällig ist der Mangel an Studien, die gezielt die Verwendung von Emotionsregulation im Alltag untersuchen. Basierend auf aktuellen Befunden ambulatorischer Interventionen (Ecological Momentary Interventions; EMIs) möchten wir untersuchen, wie die kognitiven Mechanismen der Interpretationsverzerrung und der emotionalen Inhibitionskontrolle zeitlich und kausal mit den Emotionsregulationsstrategien Neubewertung und Grübeln zusammenhängen und so depressive Symptome beeinflussen. Das Projekt verfolgt drei Hauptziele: (1) die Entwicklung und Evaluation einer EMI, die gezielt Neubewertung und Grübeln im Alltag von Erwachsenen mit depressiven Symptomen adressiert, (2) die Identifizierung der kognitiven Mechanismen, die der Wirksamkeit der EMI zugrunde liegen, und (3) die Aufdeckung interaktiver Muster, durch die diese kognitiven Mechanismen die Ergebnisse der EMI vermitteln. Teilnehmende mit milder bis schwerer depressiver Symptomatik werden einer von vier einmonatigen EMIs zugeordnet: 1) Stärkung der Neubewertung; 2) Reduktion des Grübelns; 3) kombinierte Intervention und 4) Kontrollgruppe. Vor und nach der Intervention sowie nach drei Monaten werden täglich depressive Symptome, Neubewertung und Grübeln erfasst. Zudem werden wöchentlich Aufgaben zur Messung der Interpretationsverzerrung und der emotionalen Inhibitionskontrolle durchgeführt. Erstens erwarten wir, dass sowohl die Neubewertungs- als auch die Grübel-EMIs die depressiven Symptome signifikant reduzieren, wobei die kombinierte Intervention stärkere und nachhaltigere Effekte zeigen wird. Zweitens nehmen wir an, dass die Neubewertungs- als auch die Grübel-EMI die Interpretationsverzerrung verringern und die emotionale Inhibitionskontrolle erhöhen, wobei die Effekte in der kombinierten EMI ausgeprägter sein werden. Drittens erwarteten wir, dass ein spezifisches interaktives Zusammenspiel zwischen Interpretationsverzerrung und emotionaler Inhibitionskontrolle die Reduktion der depressiven Symptome in jeder der aktiven EMIs vermittelt. Diese Forschung ist innovativ, da sie systematisch die kognitiven Mechanismen untersucht, die den Effekt von Neubewertungs- und Grübelinterventionen auf Depressionen vermitteln, sowie das interaktive Muster dieser Mechanismen während der Intervention. Diese Erkenntnisse könnten die Entwicklung präziserer, maßgeschneiderter, kosteneffizienter und zugänglicher Interventionen vorantreiben, die das Zusammenspiel der kognitiven Mechanismen bei Depressionen berücksichtigen und somit die Behandlungsergebnisse verbessern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
Partnerorganisation The Israel Science Foundation
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Noga Cohen
Mitverantwortlich(e) Luise Pruessner
 
 

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