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Deutungsmuster von Jugendlichen zur schulischen Sexualerziehung
Antragsteller
Dr. Markus Hoffmann
Fachliche Zuordnung
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 561237413
Das geplante qualitative Forschungsprojekt verfolgt das Ziel, wissenssoziologische Deutungsmuster von Jugendlichen im Kontext schulischer Sexualerziehung zu erfassen. Im Rahmen der Untersuchung sollen zentrale Bezugsprobleme im Zusammenspiel von Schule, Jugend und Sexualität identifiziert werden, die sich im Sprechen von Jugendlichen über schulische Sexualerziehung generieren. Davon ausgehend wird als zentrales Ziel der Studie analysiert, welche jugendseitigen Verarbeitungsformen jener Bezugsprobleme sich zu grundlegenden Deutungsmustern verdichten lassen. Untersucht werden erstens zunächst Deutungen, die sich auf die explizite Unterrichtsreihe schulischer Sexualerziehung beziehen. Hierbei wird analytisch unterschieden zwischen Deutungen, die sich auf das offizielle Unterrichtsgeschehen mit der Involviertheit der Lehrperson beziehen, und Deutungen, die sich analytisch den Peerdynamiken zuordnen lassen. Das Ziel dieser analytischen Trennung ist es, empirische Erkenntnisse zu peereigenen sowie auf die Lehrkraft verweisenden Anforderungen und Bearbeitungen des Unterrichtsgegenstands Sexualität aus Schüler:innensicht zu generieren. Die Ergebnisse der Untersuchung dienen der gegenstandsorientierten Ausdifferenzierung der Befundlage des strukturtheoretischen Professionsansatzes, insbesondere den antinomischen Beschreibungen und des Pluralisierungsparadoxons, sowie des Fachdiskurses zu Werten in (schulischer) Erziehung. In einem zweiten Schritt werden Deutungen untersucht, die Schule und Unterricht als Instanzen sexueller Sozialisation beschreiben. Das Ziel ist, damit einen Beitrag zur Wiederaufnahme und Weiterentwicklung sexualbezogener Sozialisationsmodellierungen von Schule zu leisten. Bezogen auf intersektionale Diskurse besteht ein Ziel des Vorhabens darin, queertheoretische empirische Forschungen zu ergänzen, indem die Erhebung neben Deutungen von trans*- und queeren Jugendlichen auch explizit cis*ident-Jugendliche einfängt. In internationaler Perspektive wird angestrebt, den angloamerikanischen und skandinavischen Diskurs zu kritischer Männlichkeit (CSMM) in die deutschsprachige jugendbezogene Schulforschung zu implementieren. Ein Ziel im Sinne eines gesellschaftlichen Transfers mit Kooperationsschulen und der Stadt Köln wird durch die thematische Ausrichtung der Interviews verfolgt: Erste qualitativ-empirische Erkenntnisse werden angestrebt, inwiefern und in welcher Art bei Jugendlichen schulrelevante sexuelle Bezugnahmen auf populistischen und religiös-fundamentalistischen Social-Media-Content vorliegen. Als methodologisches Erkenntnisinteresse hat die Studie das Ziel, das Verfahren der wissenssoziologischen Deutungsmusteranalyse weiter auszudifferenzieren. Konkret werden insbesondere die im Auswertungsprozess getätigten Abstraktionsstufen identifiziert, die in eine stärkere Systematik überführt und gegenüber nahestehenden Verfahren wie der Dokumentarischen Methode ausgeschärft werden sollen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
