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Ein neues Modell für die Weststadt von Selinunt

Fachliche Zuordnung Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Physische Geographie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 561241390
 
Im Mai 2021 bewilligte die DFG die Förderung eines Feldforschungsprojekts in Sizilien mit dem Titel "Ein neues Modell für die Stadt Selinunt". Ziel des Projekts war die Untersuchung und Darstellung der Gesamtstruktur der westlichsten griechischen Apoikie einschließlich ihrer Formations- und Transformationsprozesse. Als Ausgangspunkt diente der schematische Grundriss der etwa 110 Hektar großen archaisch-klassischen Stadt, der zu Beginn des Jahrhunderts durch eine Methodenkombination aus Archäologie und geophysikalischen Prospektionen gewonnen wurde. Als deskriptives Modell stellt dieses ausgewählte Aspekte in den Vordergrund und reduziert komplexe Sachverhalte, um das Original verständlich abbilden zu können. Dabei unterschlägt er naturgemäß wichtige Momente der Siedlungsgeschichte, wie zum Beispiel die Umwandlung in eine Festungsanlage nach der Zerstörung der Stadt im Jahr 409 v. oder die Neuentstehung einer Siedlung mit punischen Kulturmerkmalen im ausgehenden 4. Jh. V. Chr. Zudem suggeriert der idealisierte Plan der griechischen Streifenstadt eine trügerische Homogenität in Hinblick auf Entwicklungsprozesse, funktionale Bestimmungen und soziale Realitäten. Absicht des Projekts ist daher, dem bekannten Grundriss der archaisch-klassischen Stadt weitere Modelle zur Seite zu stellen, die andere Schwerpunkte setzen und untereinander kombinierbar sind. Dies wird ermöglicht durch die Kartierung geologischer, chronologischer, typologischer, funktionaler und anderer Sachverhalte in einem Geographischen Informationssystem. Auf dieser Basis können thematische Karten generiert werden, wie zum Beispiel zu Formationsprozessen der griechischen Stadt, zur Ausdehnung der frühhellenistischen Siedlung oder zur Verteilung römerzeitlicher Nutzungsspuren. Das GIS umfasst dabei sowohl Bestandsdaten aus den Forschungen vergangener Jahrzehnte, als auch neu erworbene Informationen aus strategisch geplanten Maßnahmen invasiver und nicht invasiver Natur. In der ersten Projektphase wurden auf diese Weise bereits wichtige Daten zur Stadtentwicklung aus unterschiedlichen Teilen des Siedlungsgebiets gewonnen, kontextualisiert und verarbeitet. In der zweiten Phase steht nun ein etwa 25 Hektar großes Viertel im Westen der Stadt im Vordergrund, das in vieler Hinsicht relevant für die oben beschriebenen Projektziele ist. Zum einen gilt es, Informationslücken zum Verständnis der städtischen Gesamtstruktur zu schließen, wie zum Beispiel zum Verlauf der Stadtmauer im Westen und deren Verhältnis zum Fluss Modione sowie zur innerstädtischen Bebauung. Zum anderen werden durch Grabungen grundlegende Daten zur Entstehungs- und Nutzungsgeschichte dieses Viertels sowie zu funktionalen Bestimmungen und sozialen Realitäten gesammelt. Im Sinne einer ganzheitlichen Stadtforschung werden diese Informationen mit Bestandsdaten kombiniert und in Relation zum restlichen Stadtgebiet gesetzt, um darauf aufbauend die neuen Modelle der Stadt Selinunt generieren zu können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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