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Israel ISF-DFG: Grammatik oder Arbeitsgedächtnis: Inkrementelle Verarbeitung von resumptiven Pronomen im Hebräischen, Standarddeutschen, und Alemannischen
Antragsteller
Professor Dr. Titus von der Malsburg
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 561339501
Dieses internationale Forschungsprojekt untersucht die Rollen von grammatikalischen Regeln und des Arbeitsgedächtnisses beim inkrementellen Verständnis von Sätzen mit Füller-Lücken-Konstruktionen ("I met the doctor that the director said that the interns disappointed ∅."). Speziell fokussieren wir auf die Verarbeitung von resumptiven Pronomen (RPs). RPs werden in vielen Sprachen anstelle einer Lücke verwendet, und häufig wird angenommen, dass diese die kognitive Last für den Versteher erleichtern ("… that the director said that the interns disappointed her."). Der tatsächliche Nutzen von RPs für das Satzverständnis ist jedoch umstritten unter Linguisten und Kognitionspsychologen, und es liegen widersprüchliche Ergebnisse vor, die entweder für eine unterstützende Rolle von RPs sprechen (z.B. Ergebnisse für das Hebräische von PI Meltzer-Asscher) oder dagegen (Ergebnisse für das Englische von PI von der Malsburg). Das Projekt schlägt eine vergleichende Studie der Verarbeitung von RPs in drei Sprachen vor: Hebräisch, wo RPs grammatikalisch erlaubt sind; Standarddeutsch, das typischerweise keine RPs verwendet; und Alemannisches Deutsch, ein Dialekt, der die Verwendung von RPs unter bestimmten Umständen akzeptiert und manchmal annähernd erfordert. Das Neue an der Studie liegt hauptsächlich in ihrem sprachübergreifenden komparativen Ansatz, der es uns ermöglichen wird, den Einfluss der grammatikalischen Akzeptanz von RPs auf deren Verarbeitung und Verständnis zu bewerten. Mit Hilfe von Eye-Tracking werden wir Echtzeitdaten darüber aufzeichnen, wie Sprecher der drei Sprachen Sätze mit und ohne RPs verarbeiten. Unser besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Rolle des Arbeitsgedächtnisses. Diese Methode liefert uns ein direktes Maß für kognitive Aufwand und wird durch Verständnisfragen ergänzt werden, um zu beurteilen, wie die Genauigkeit des Verständnisses durch RPs und das Arbeitsgedächtnis beeinflusst wird. Unsere Forschung zielt auf drei Hypothesen ab: Erstens, dass RPs über Sprachen hinweg ähnlich wie Lücken verarbeitet werden, ungeachtet der grammatikalischen Regeln; zweitens, dass RPs, wie andere Pronomen, Verwirrung in Anwesenheit möglicher Ablenkungsfaktoren einführen können; und drittens, dass der grammatikalische Status von RPs ihre Anfälligkeit für diese Verwirrung beeinflussen könnte, was das Verständnis über Sprachen hinweg unterschiedlich beeinflussen würde. Letztere Hypothese werden wir in diesem Projekt erstmals direkt testen. Unser Projekt zielt somit darauf ab zu einem tieferen Verständnis beizutragen, wie grammatische Strukturen und Mechanismen des Arbeitsgedächtnisses während der Satzverarbeitung interagieren. Zusätzlich soll das Projekt Licht auf allgemeinere Fragen werfen, z.B. die sprachübergreifende Anwendbarkeit von Verarbeitungsmechanismen, die Rolle des Arbeitsgedächtnisses bei der Satzverarbeitung, und die Beziehung zwischen Lesezeiten und Satzverständnis.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Israel
Partnerorganisation
The Israel Science Foundation
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Aya Meltzer-Asscher
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Eleonore Brandner
