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Erbe wahrnehmen. Oranische Gemälde in Anhalt-Dessau
Antragstellerinnen
Dr. Anette Froesch; Professorin Dr. Caecilie Weissert
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 561954330
Das UNESCO-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz bewahrt eine hochkarätige Sammlung flämischer und niederländischer Gemälde, unter anderem von Anthonis van Dyck, Peter Paul Rubens und Jan Brueghel dem Älteren. Historischen Quellen zufolge stammen die Gemälde aus der hochwertigen Sammlung von Amalie von Solms (1602–1675), der Witwe des niederländischen Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien (1584–1647). Nach ihrem Tod gelangten die Gemälde über verschiedene, teils komplizierte Erbgänge und Verkäufe in den Besitz des Fürstentums Anhalt-Dessau und später des Herzogshauses Anhalt. Sie befinden sich in den Beständen der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, zum Teil aber auch in der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau. Es ist eine große Seltenheit, dass intakte historische Präsentationskonstellationen des 18. Jahrhunderts für Gemälde mit Nachlässen der Amalie von Solms in drei Museumsschlössern – in Schoss Mosigkau, in Schloss Wörlitz und im Gotischen Haus – bis heute erhalten geblieben sind. Diese ungewöhnliche Konstellation von Erbe einerseits und erhaltenen historischen Präsentationskontexten andererseits bildet einen einzigartigen Ausgangspunkt: Hier kann der überregionale und identitätsstiftende Umgang mit kulturellem Erbe an kleineren Fürstenhöfen exemplarisch untersucht und bewertet werden. Eine Beschreibung der Entwicklungsgeschichte historischer Präsentationspraktiken und deren Analyse wird wertvolle Erkenntnisse über den Umgang mit wertvollem Erbe liefern. Dies gilt auch für die Wirkung auf den Betrachter. Das Projekt setzt eine umfassende kunsttechnologische Bestandsaufnahme sowie eine grundlegende kunstwissenschaftliche Bearbeitung voraus. Die Hauptaufgabe besteht darin, zu ermitteln, welche Werke heute tatsächlich noch dem niederländischen Erbe zuzurechnen sind (Provenienzindizierung). Bislang ist eine solche Zuordnung nur für etwa 40 der vermutlich 100 noch vorhandenen Werke dieser Provenienz möglich. Die materialtechnische, historische und empirische Untersuchung setzt innovative Impulse für die Provenienz-, Residenz- und Museumsforschung und macht den Gemäldebestand des 17. und 18. Jahrhunderts im UNESCO-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz in bisher nicht gekanntem Umfang für zukünftige Forschungen zugänglich. Das Projekt ist institutionsübergreifend (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, Anhaltische Gemäldegalerie Dessau) und interdisziplinär (Kunstgeschichte, Restaurierung, Museologie) angelegt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Dr. Jana Kittelmann
