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Sammlungsdigitalisierung und Standardentwicklung – Bestände aus kolonialen Kontexten der Staatsbibliothek zu Berlin (1800–1919)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 562189883
 
Unter dem Einfluss der internationalen Globalgeschichtsforschung und befeuert durch die Digital Humanities sowie die jüngsten Restitutionsdebatten zählt die neuere kolonialhistorische Forschung inzwischen zu den dynamischsten Feldern der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften. Charakteristisch für die darauf verorteten Studien ist ihr global- und verflechtungsgeschichtlicher Methodenansatz, der in den universal und medienübergreifend angelegten historischen Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) einen weiten Resonanzraum findet. In Reaktion auf diesen Forschungstrend zielt das beantragte Vorhaben daher erstens auf die Digitalisierung und dauerhafte öffentliche Zugänglichmachung von rund 10.000 zwischen 1800 und 1919 erschienenen Monografien mit Kolonialbezug aus dem Bestand der SBB - überwiegend staatswissenschaftliche bzw. ethnologische Veröffentlichungen sowie Missions- und Verwaltungsliteratur aus Perspektive der wichtigsten europäischen Kolonialmächte. Die Open Access-Transformation unter Volltexterschließung dieses multilingualen Textkorpus soll den Auftakt zu weiteren Aktivitäten markieren, mit denen die SBB ihren qualitativ wie quantitativ herausragenden Gesamtbestand an handschriftlichen und gedruckten Werken aus kolonialen Kontexten sowohl für Forschende als auch für indigene Gesellschaften verfügbar machen möchte. Über seine wissenschaftsunterstützende Angebotswirkung hinaus ist an dieses Projektziel die Erwartung gerichtet, durch Digitalisierung eines planvoll aufgebauten historischen Bestandssegments exemplarisch zum besseren Verständnis der internen Funktionslogik von Bibliotheken im Prozess der Produktion und Organisation kolonialen Wissens beitragen zu können. Zur Steigerung der Wirkung möglicher eigener Folgevorhaben sowie künftiger Digitalisierungsinitiativen anderer Einrichtungen möchte die SBB mit diesem Projekt - so sein zweites Ziel - Standardisierungsimpulse für die ethisch verantwortungsvolle Präsentation von kolonialen Bibliotheksbeständen geben. Konkret ist damit die Entwicklung eines Praxisleitfadens in Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Koloniale Kontexte in Bibliotheken vorgesehen, in dem zum einen Empfehlungen zur Implementierung der CARE Principles for Indigenous Data Governance formuliert werden sollen. Zum anderen geht es dieser Handreichung, die sich zugleich als Mosaikstein der selbstorganisierten Weiterentwicklung der DFG-Praxisregeln Digitalisierung versteht, um die Eröffnung von Möglichkeitsräumen sowohl zur gleichberechtigten Kontextualisierung der erzeugten Digitalisate als auch zur strukturierten Dokumentation von Provenienzzusammenhängen. Beide Zielstellungen dieses Vorhabens sollen perspektivisch in der Errichtung einer in allen Nutzungs- und Beteiligungsszenarien offenen virtuellen Forschungsumgebung münden, um Forschenden wie indigenen Gesellschaften einen zentralen wissenschaftsadäquaten Zugang zu digitalisierten Bibliotheksbeständen aus kolonialen Kontexten im Open Access zu schaffen.
DFG-Verfahren Digitalisierung und Erschließung (Wiss. Literaturversorgung und Informationssysteme)
 
 

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