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Digital Disconnections (DigiD): Ernährungsarmut und digitale Ungleichheit in Deutschland

Antragstellerin Katharina Graf, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 562203443
 
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie Anfang 2020 hat sich das Zuhause zu einem wichtigen Ort der Digitalisierung entwickelt, einschließlich der Küche und der häuslichen Ernährungsarbeit. Zahlreiche Ernährungspraktiken werden heute digital über Smartphone-Apps durchgeführt, vom Online-Einkauf über die Rezeptauswahl bis hin zum Food-Sharing. Die Forschung zu Ernährung, Armut und Digitalisierung zeigt jedoch, dass diese Entwicklung Randgruppen wie Haushalte mit geringem Einkommen benachteiligt, insbesondere Frauen und Kinder. Benachteiligung hängt zudem eng mit anderen Formen der Marginalisierung bezüglich Bildung, ethnischer Zugehörigkeit, Sprache, Wohnort und mehr zusammen. Trotzdem ist wenig darüber bekannt wie diese Haushalte Ernährungsarmut und digitale Benachteiligungen in alltäglichen Praktiken wie der Nahrungsbeschaffung und -zubereitung tatsächlich wahrnehmen und bewältigen. Gleichzeitig haben die anhaltenden Unterbrechungen der globalen Versorgungsketten und die steigenden Lebenshaltungskosten, insbesondere für alltägliche Güter wie Energie und Lebensmittel, die strukturellen Dimensionen solcher Benachteiligungen sichtbarer gemacht. Das vorgeschlagene Projekt bringt Ernährungsarmut und digitale Ungleichheit durch den Begriff der digital disconnections zusammen. Es möchte damit zeigen, dass Ernährungsarmut und digitale Ungleichheit sowohl als lived experience als auch als strukturelles und intersektionales Problem zu verstehen sind, welche einkommensschwache und marginalisierte Haushalte unverhältnismäßig stark betreffen. Das Hauptziel dieser ethnografischen Forschung ist es, die Manifestation, die Erfahrung und den Umgang mit verschiedenen sich überschneidenden digital disconnections in häuslichen Kontexten anhand von Kochen und Essen zu untersuchen. Dies wird es ermöglichen die strukturellen Dimensionen von Ernährungsarmut und digitaler Ungleichheit in Wohlfahrtsstaaten und Wissens- und Informationsgesellschaften wie der Deutschen besser zu verstehen, ebenso wie deren Auswirkungen auf sozio-digitale Teilhabe. Aus dieser übergeordneten Zielsetzung leiten sich vier konkrete Forschungsschritte ab. Erstens schlägt das Projekt vor, ein methodisches Werkzeug zu entwickeln, welches es zweitens ermöglichen wird, die digital disconnections im Alltag von Haushalten mit niedrigem Einkommen zu untersuchen. Mittels sowohl digitaler als auch sogenannter teilnehmender Wahrnehmung soll daraufhin die gelebte Erfahrung und der Umgang mit digital disconnections im häuslichen Alltag erforscht werden. Die Ergebnisse dieser explorativen Feldforschung werden viertens anhand des Konzepts der digital disconnections analysiert, mit dem Anspruch zu einer gerechteren (digitalen) Zukunft beizutragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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