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Hassrede und die japanische Publikationsindustrie

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 562304766
 
Das Phänomen der Hassrede hat sich nicht nur in den Sozialwissenschaften allgemein, sondern auch in der Japanologie zu einem zentralen Forschungsgebiet entwickelt, insbesondere seit dem Anstieg rechtsradikaler Demonstrationen in Japan im Jahr 2013. Ein Hauptfokus der Forschung liegt auf den Akteuren, die Hassrede verbreiten, vor allem auf rechtsradikalen Aktivisten. Die Regulierung von Hassrede in Japan ist ebenfalls von internationalem Interesse, besonders nach der Einführung des Hassrede Gesetzes und dem daraus resultierenden Rückgang solcher Demonstrationen. Eine japanische Herangehensweise zur Regulierung von Hassrede, die auf typischen Methoden sozialer Kontrolle basiert, wurde formuliert. Diese betont, dass Aktivitäten, die als schädlich für die soziale Harmonie angesehen werden, eher durch informelle Mittel als durch direkte Verbote geregelt werden. Ob diese Herangehensweise auch auf das Genre der sogenannten „Hassbücher“ anwendbar ist, wurde bisher allerdings nicht untersucht. Seit den 1990er Jahren fördern diese Bücher Rassismus und haben zahlreiche Bestseller hervorgebracht, wurden aber in der Forschung bisher wenig beachtet. Insider der japanischen Publikationsindustrie machen Editoren und Verbände für die Verbreitung von Hassrede durch „Hassbücher“ verantwortlich. Diese Verantwortung wurde jedoch bislang weder öffentlich noch wissenschaftlich umfassend diskutiert, obwohl das Genre seit 2017 einen zweiten Boom erlebt hat. Aktuelle Ereignisse, wie die kurzfristige Rücknahme eines diskriminierenden Buches durch den großen Verlag KADOKAWA im Dezember 2023, lassen vermuten, dass Selbstregulierung im privaten Sektor eine zunehmend wichtige Rolle spielen könnte. Beispiele dieser Art werfen die Frage auf, ob „softe Sozialkontrolle“, die durch staatliche und private Selbstregulierung erfolgt, eine wirksame Strategie im Umgang mit „Hassbüchern“ sein könnte. Das Forschungsprojekt beschäftigt sich mit den folgenden Fragen: 1. Welche strukturellen Faktoren innerhalb der Verlagsindustrie und welche Hintergründe von Insidern, insbesondere Editoren, fördern und ermöglichen die Genehmigung von Publikationsprojekten für „Hassbücher“? 2. Welche Haltungen nahmen oder nehmen Editoren und Interessengruppen gegenüber dem Aufstieg von „Hassbüchern“ ein? Wie bewerteten oder bewerten sie die beiden Aufgaben des Publizierens—Unterhaltung und Wissensvermittlung—im Vergleich zu potenziellen wirtschaftlichen Gewinnen und ihrer ethischen Verantwortung? 3. Wurden oder werden „Hassbücher“ reguliert oder selbstreguliert? Falls ja, erfolgt diese Regulierung ähnlich wie die Herangehensweise an rechtsradikale Demonstrationen, die auf Japans „weicher“ Methode zur Kontrolle der Gesellschaft basiert? Das Projekt verspricht, einen bedeutenden Beitrag zur Debatte über die Regulierung von Hassrede sowie zur Untersuchung der Akteure zu leisten, die deren Verbreitung fördern.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Japan
 
 

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