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Julia Exarchos / Florian Hartmann (Hrsg.) Konrad II. (1024–1039). Die Anfänge des salischen Königtums in europäischer Perspektive

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 562567767
 
Die Verwerfungen in der europäischen Geschichte um das Jahr 1100 sind in den letzten Jahren aus vielen Perspektiven analysiert worden. Dabei hat sich der Blick vom Investiturstreit geweitet auf die vielfältigen Entwicklungen, die in der Summe als Reform, Umbruch, ja sogar als "totale Revolution" gedeutet wurden. All dies hat unser Verständnis für die Prozesse und die dahinter liegenden Strukturen erheblich geschärft. Auffallend ist allerdings die Beschränkung auf die voll ausgeprägten Symptome dieser Umbruchszeit ab der Mitte des 11. Jahrhunderts. Weitgehend aus dem Blick geraten ist die erste Hälfte des Jahrhunderts. Dieses Defizit ist umso bemerkenswerter, als in dieser Phase zum Teil die Grundlagen und Bedingungen späterer Entwicklungen zu suchen sind: Viele Akteure der zweiten Hälfte des Jahrhunderts sind in der Zeit Konrads II. sozialisiert worden, haben damals ihre intellektuelle Prägung in Klöstern und Domschulen erhalten, haben Spielregeln und Rituale der Politik erlernt. Aus dieser Einsicht ergab sich die Notwendigkeit, die Zeit Konrads II. aus einer ganz bewusst europäischen Perspektive neu in den Blick zu nehmen. Dabei wurde dezidiert darauf Wert gelegt, die Entwicklungen nicht nur im Reich, sondern europäisch vergleichend und mit Blick auf die europäischen Verflechtungen zu analysieren und neben den politischen Prozessen kulturelle Praktiken einzubeziehen. Der Band mit seinen bedeutenden, hier erstmals publizierten Beiträgen liefert nicht nur bemerkenswerte Einzelbefunde, sondern auch Resultate zu allgemeinen Entwicklungen und zu den Voraussetzungen der Verwerfungen späterer Jahrzehnte. So lassen die bemerkenswerten Befunde zur Königin Gisela das Wirken ihrer Nachfolgerin Agnes in einem neuen Licht erscheinen. Konrads sogenanntes Lehnsgesetz wird mit weitreichenden Konsequenzen für Strukturen im dynamischen oberitalienischen Raum gedeutet. Die europäische Perspektivierung mehrerer Beiträge erlaubt, die Verflechtungen insbesondere unterhalb des Königtums deutlicher sichtbar zu machen und so die Handlungsmacht, den Anspruch und damit die Konfliktbereitschaft der Fürsten für diese Zeit neu zu deuten. Der Eklat um die Absetzung Adelberos von Kärnten, als Konrad von einem Bündnis mächtiger Fürsten von seinem eigenen Sohn isoliert wurde, ist wohl schon Symptom dieser Verschiebungen. Die unter Heinrich III. längst erkannten Krisen erscheinen damit in einem neuen Licht. Auch die intellektuellen Voraussetzungen für die Debattenführung im Investiturstreit treten hier schon deutlicher als bislang gesehen hervor. Die 21 tiefgehenden Beiträge entwerfen ein umfassendes und zugleich komparatives Bild, das regionale Variationen, europäische Verflechtungen und geistige Strömungen als Anfänge weitreichender Entwicklungen illustriert. In seiner Gesamtheit ist der Band deswegen von erheblicher wissenschaftlicher Bedeutung nicht nur mit Blick auf die Zeit Konrads II., sondern auch für das Verständnis der darauf folgenden Entwicklungen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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