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Psychobiologische Langzeitfolgen nicht-strafrechtlicher politischer Repression in der ehemaligen DDR

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 562983936
 
Das Erleben politischer Repression in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) führte zu anhaltenden maladaptiven Konsequenzen für die psychische und physische Gesundheit von Betroffenen. Die DDR war ein eng mit der Sowjetunion verbundener autoritärer Staat in Ostdeutschland (1945 – 1990). Neben strafrechtlichen Repressionsmaßnahmen wie politischer Inhaftierung, die ein anerkanntes Trauma darstellt, umfasste Repression in der DDR auch verdeckte, nichtstrafrechtliche Maßnahmen. Hierzu zählten beispielsweise Abhörmaßnahmen, das Verbreiten von Gerüchten oder das Provozieren von Misserfolgen im beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld. Ziel dieser Maßnahmen war es, die psychosoziale Integrität einer Person systematisch zu untergraben, indem Angst, Panik, soziale Isolation und Verwirrung geschürt wurden. Ähnlich wie die strafrechtliche Repression führte auch das Erleben dieser verdeckten Repression noch Jahrzehnte nach der eigentlichen Erfahrung zu schwerwiegenden Folgen für die psychische und körperliche Gesundheit der Betroffenen. Wir argumentieren, dass nichtstrafrechtliche Repression zahlreiche Merkmale chronischer psychosozialer Stressoren aufweist und möglicherweise zu einer Fehlregulierung des physiologischen Stresssystems führt. Auf diese Weise können die negativen gesundheitlichen Folgen erklärt werden, unter denen viele Opfer bis heute leiden. Im vorliegenden Antrag stellen wir eine Studie vor, in der wir 50 Opfer nichtstrafrechtlicher Repression in der ehemaligen DDR sowie die gleiche Zahl demografisch angepasster Kontrollpersonen untersucht haben. Die Kontrollpersonen haben in der DDR gelebt, aber nie Repressionsmaßnahmen erlebt. Ziel der Studie ist es, die biologischen und psychologischen Auswirkungen nichtstrafrechtlicher Repression zu untersuchen und potenzielle Risiko- und Resilienzfaktoren für die Entwicklung von (Psycho-)Pathologien bei den Betroffenen zu identifizieren. Diese Daten sind nicht nur bedeutsam für die öffentliche Anerkennung ehemaliger Opfer von Repressionsmaßnahmen in der DDR, sondern auch für Menschen, die heute anderswo unter ähnlichen politischen Methoden zu leiden haben. Die Studie wurde initial durch einen zeitlich begrenzten Zuschuss aus dem Haushalt des Ostbeauftragten der Bundesregierung gefördert und ist Teil eines Forschungsverbundes von zwölf Projekten an vier ostdeutschen Universitäten, die sich alle mit den langfristigen gesundheitlichen Folgen des diktatorischen DDR-Regimes befassen. Sie liefert einen reichhaltigen, einzigartigen Datensatz, der eine breite Palette physiologischer und subjektiv-psychologischer Maße für Gesundheit und Wohlbefinden umfasst. Im vorliegenden Antrag bewerben wir uns um die finanziellen Mittel, um die gewonnenen Ergebnisse zu verschriftlichen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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