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CrowdGaze: Ein dualer Ansatz zur Untersuchung von Blickinteraktionen in stationären und sich bewegenden Menschenmengen unter Verwendung von Eye Tracking in realen und virtuellen Umgebungen.
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Torsten Wolfgang Kuhlen; Professorin Dr. Anna Sieben
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Bild- und Sprachverarbeitung, Computergraphik und Visualisierung, Human Computer Interaction, Ubiquitous und Wearable Computing
Bild- und Sprachverarbeitung, Computergraphik und Visualisierung, Human Computer Interaction, Ubiquitous und Wearable Computing
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 563020667
CrowdGaze untersucht, wie Blickinteraktionen die nonverbale Aushandlung von Raum und soziale Koordination in dichten, dynamischen Menschenmengen sowohl in realen als auch in immersiven virtuellen Umgebungen erleichtern. Im Gegensatz zu Herdentieren mit weiten Gesichtsfeldern, die müheloses Gruppenverhalten ermöglichen, sind die nach vorne gerichteten Augen des Menschen für die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht optimiert. Sie sind jedoch weniger effektiv in Menschenmengen, insbesondere wenn die Dichte 2–4 Personen pro Quadratmeter überschreitet. Trotz dieser Einschränkungen spielt der Blick eine doppelte Rolle: Er hilft Individuen, Bewegungsintentionen zu interpretieren und Aktionen zu koordinieren, während er gleichzeitig soziale Normen, Rollen und angemessenes Verhalten vermittelt. Unser Projekt untersucht das Blickverhalten in drei alltäglichen Szenarien: (A) Warten in dichten Menschenmengen, (B) Bewegung in unidirektionalen Menschenmengen, und (C) Verhandlung von sozialen Normen in Wartesituationen. In Szenario A vermeiden Personen oft direkten Augenkontakt, um Unbehagen zu reduzieren, während sie dennoch ihre Umgebung im Auge behalten. Szenario B konzentriert sich auf die Bewegungskoordination und erforscht, wie der Blick Änderungen der Gehrichtung anzeigt, Zugehörigkeit innerhalb von Gruppen signalisiert und Führung erleichtert. In Szenario C fungiert der Blick als soziales Signal zur Durchsetzung von Normen – missbilligende Blicke können Überholende abschrecken, während Überholende selbst ihren Blick abwenden können, um Konflikte zu vermeiden. Dieses interdisziplinäre Projekt vereint Expertise aus Sozialpsychologie, Bewegungswissenschaft und Computerwissenschaft/virtuelle Realität. Zunächst werden Blickverhaltensmuster in natürlichen Menschenmengen mittels realer Experimente (REs) mit Eye Tracking identifiziert. Diese Experimente werden anschließend unter kontrollierten Bedingungen in virtueller Realität (VR) repliziert, um Unterschiede und Ähnlichkeiten im Blickverhalten zwischen beiden Kontexten zu untersuchen. Basierend auf diesen Erkenntnissen entwickeln wir Algorithmen zur Verbesserung des Designs computergesteuerter virtueller Agenten. Diese sollen als virtuelle Fußgänger eingebettet werden und realistischere Simulationen menschlicher Interaktionen in bevölkerten Umgebungen ermöglichen. Die Ergebnisse tragen dazu bei, die Sicherheit in Menschenmengen zu erhöhen, z.B. durch ein verbessertes Design öffentlicher Räume, und Methoden zur Untersuchung des Blickverhaltens in dynamischen Umgebungen voranzutreiben. Folglich leistet CrowdGaze einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis menschlichen Verhaltens in realen und virtuellen Menschenmengen und stellt eine wesentliche Ergänzung zur SPP UGAZE-Initiative dar.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 2481:
Blicke verstehen
Internationaler Bezug
Frankreich
Kooperationspartnerin
Dr. Anne-Hélène Olivier
