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Einfluss sozialer Ängstlichkeit auf Blickwahrnehmung und -dynamik in interaktiven Umgebungen
Antragsteller
Professor Dr. Matthias Gamer; Dr. Daniel Gromer
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 563076576
Blicke sind von essenzieller Bedeutung in sozialen Situationen. Zum einen wird darüber die Aufnahme von Informationen reguliert, gleichzeitig jedoch auch der eigene Aufmerksamkeitsfokus an andere Personen signalisiert. Diese doppelte Rolle erleichtert die Koordination und Strukturierung von zwischenmenschlichen Interaktionen. Menschen mit sozialen Angststörungen berichten häufig von einer intensiven Angst, beobachtet und bewertet zu werden. Dennoch sind die Ergebnisse bisheriger Eye-Tracking-Studien inkonsistent und konnten keine substanziellen Anomalien im Blickverhalten sozial ängstlicher Personen nachweisen. Diese Diskrepanz könnte darauf zurückzuführen sein, dass sich frühere Studien oft auf relativ artifizielle Laborsettings stützten, eher globale Analysen des Blickverhaltens auf Basis hoch aggregierter Maße vornahmen und die Komplexität dynamischer Interaktionen nicht ausreichend berücksichtigten. Eine Steigerung der ökologischen Validität experimenteller Designs und die Nutzung von Analysen zeitlicher Dynamiken könnten ein umfassenderes Verständnis dafür liefern, wie soziale Angst das Blickverhalten beeinflusst. Solche Erkenntnisse könnten zudem verdeutlichen, wie spezifische Blickmuster zur Aufrechterhaltung klinischer Symptome beitragen, indem sie negative Reaktionen bei Interaktionspartnern auslösen. Das vorliegende Forschungsprojekt adressiert diese Fragen, indem Verhaltensäußerungen und physiologische Daten während sozialer Interaktionen untersucht werden. Dafür sollen innovative Methoden in realen Interaktionssituationen sowie in virtuellen Szenarien mit KI-gesteuerten Agenten genutzt werden. Im Rahmen von drei umfassenden Studien soll untersucht werden, wie soziale Angst und der emotionale Kontext die Dynamik des Blickverhaltens und die physiologische Erregung beeinflussen. Mithilfe von Cross-Recurrence-Quantifizierungsanalysen sollen Muster in der Interaktion zwischen Individuen identifiziert werden. Zudem wird durch die gezielte Manipulation des Blickverhaltens in virtueller Realität untersucht, wie sich solche Veränderungen kausal auf die Wahrnehmung der Gesprächsqualität und die Bewertung des Interaktionspartners auswirken. Diese Forschung verspricht tiefergehende Einblicke in die komplexen Zusammenhänge zwischen sozialer Angst, Blickverhalten sowie physiologischen und subjektiven Korrelaten. Darüber hinaus bietet die Entwicklung einer innovativen Virtual-Reality-Plattform zur Untersuchung komplexer sozialer Phänomene unter kontrollierten Bedingungen einen wegweisenden Ansatz für zukünftige Studien in diesem Bereich. Neben der Erweiterung unseres Verständnisses über die regulatorische Funktion von Blickkontakt in natürlichen sozialen Interaktionen besitzen diese Erkenntnisse auch klinische Relevanz und könnten mittelfristig zur Entwicklung gezielter therapeutischer Strategien für Menschen mit sozialen Angststörungen beitragen.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme
Teilprojekt zu
SPP 2481:
Blicke verstehen
