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Blickverstehen bei zufälligen Begegnungen

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 563097773
 
Wenn Menschen einander in öffentlichen Räumen begegnen, vermeiden sie ohne Aufwand Zusammenstöße und handeln die Nutzung des Raums implizit miteinander aus. Wir untersuchen wie gegenseitiges Blickverstehen zu solchen zufälligen, kurzzeitigen Interaktionen beiträgt. Als Mittelweg zwischen Realismus und experimenteller Kontrolle verwenden wir für die meisten Experimente virtuelle Realität (VR). In einem ersten Schritt messen wir präzise Augen-, Kopf- und Körperbewegungen von Versuchspersonen, die ihren Blick auf ein peripheres Ziel richten, während sie gehen. Wir übertragen die gemessenen Daten auf virtuelle Menschen (Avatare), deren realistische Darstellung wir in einem separaten Experiment untersuchen und die wir für alle folgenden VR-Experimente einsetzen. In einer ersten Reihe an VR-Experimenten untersuchen wir Begegnungen, in denen Interaktionen zwischen Versuchsperson und Avatar nicht notwendig sind. Konkret begegnen die Versuchspersonen einer Reihe von Avataren in einem Korridor eines virtuellen Gebäudes und wir untersuchen, inwieweit die Blicke der Avatare die Blicke der Versuchspersonen und deren Handlungen beeinflussen. In Varianten des Experiments führen die Versuchspersonen einfache Alltagsaufgaben aus und wir prüfen, wie diese die Blickinteraktionen mit den Avataren beeinflussen. Zur Validierung der VR-Experimente wiederholen wir einen Teil der Experimente in der realen Welt; dabei begegnen die Versuchspersonen anderen Personen, die von der Versuchsleitung bezüglich ihres Blickverhaltens instruiert wurden. Dieser Ansatz nutzt aus, dass die verwendete VR dem Gebäude nachempfunden ist, in welchem das Experiment in der realen Welt durchgeführt wird. In einer zweiten Reihe an Experimenten untersuchen wir Situationen, in denen ein Konflikt um die Raumnutzung unmittelbar bevorsteht. Im Grund-Szenario nähern sich Versuchsperson und Avatar von verschiedenen Seiten einer undurchsichtigen Schiebetür. Sobald die Tür sich öffnet, muss einer der Akteure ausweichen, damit beide weitergehen können. Wir untersuchen wie wechselseitige Blicke verwendet werden, um das Vorgehen in solchen Situationen auszuhandeln, und wie dieses Blickverhalten durch räumliche Beschränkungen oder Umgebungskontext (z.B. wer betritt, wer verlässt einen engeren Raum wie einen Fahrstuhl) beeinflusst wird. Zusammengenommen werden unsere Experimente Einblicke erlauben, wie der Ausdruck des Blicks und gegenseitiges Blickverstehen Menschen dabei helfen, sich sicher und leichtgängig durch öffentliche Räume zu bewegen. Während das aktuelle Projekt sich auf dyadische (Zwei-Personen-) Interaktionen beschränkt, ist der generelle Ansatz leicht auf Szenarien mit vielen Akteuren, z.B. das Durchqueren einer gut gefüllten Bahnhofshalle, erweiterbar.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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