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TP 10: Schechina: Geistliche Intermedialität in der frühneuzeitlichen Kabbala

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 435118611
 
TP 10 verfolgt das Ziel, die frühneuzeitliche Kabbala erstmals als ein geistlich-intermediales Phänomen zu würdigen. Dabei soll insbesondere die Denkfigur der zu den göttlichen Attributen (Sefirot) gehörigen weiblichen Schechina in ihrer vertikal-intermedialen Funktion untersucht werden. Erforscht wird das Phänomen „Kabbala“ sowohl in seinem jüdischen Kontext als auch im Zusammenhang seiner christlichen konfessionsübergreifenden Rezeption und Funktionalisierung. Dieser doppelte Zugang ermöglicht es, die Rolle weiblich konnotierter Intermedialität in den jeweiligen religiösen Perspektivierungen, ihre zeitliche Entwicklung und geographische Ausbreitung sowie ihren Wandel unter dem Blickwinkel wechselseitiger Transferprozesse zu bestimmen. Mit Hilfe des Ansatzes der geistlichen Intermedialität sollen die Interdependenzen zwischen „Text“, „Bild“ und „Performanz“ sowohl im jüdischen als auch im christlich-kabbalistischen Umfeld ermittelt und ihre medienhistorischen Konsequenzen präzise beschrieben werden. Das Projekt konzentriert sich dabei auf Materialien, die a) die intermediale Position der weiblichen Seite Gottes auf einer rein textuellen Ebene beschreiben, b) ihre Position in intermedialen Text-Bild-Kombinationen darstellen und c) ihre zentrale Rolle in frühneuzeitlichen kabbalistischen Ritualen dokumentieren. Anhand der Quellen soll gezeigt werden, wie die Sefirot in ihren Funktionen medial innerhalb der fragmentarisch konzipierten Gottheit als Einheit und zugleich intermedial zwischen einer himmlischen und einer irdischen Sphäre verfasst sind und wie sie in ihren Darstellungen medienkombinatorisch repräsentiert werden. Ferner wird erkundet werden, wie sich diese Intermedialität im liturgischen Bereich fortsetzt, in dem die in Text-Bild-Kombinationen angelegte Intermedialität durch Performanz zu einem Ereignis avanciert, in das der Körper der Kabbalist:in als Medium aktiv involviert ist. Ausgehend von zwei Schwerpunkten, die sich mit der Rolle intermedialer Konstellationen in der Darstellung lurianischer Schabbatrituale und mit der intermedialen Funktion der Sefirot innerhalb der jüdischen und der christlichen Kabbala bzw. im Übergang zwischen beiden befassen, erlaubt es dieser Zugang, erstmals zu verstehen, in welchen Bereichen christliche Kabbalist:innen intermediale Konzepte und Medienkombinationen von jüdisch-kabbalistischen Denksystemen übernahmen und wie sie diese neu gewichteten. Auf dieser Grundlage kann schließlich bewertet werden, welche intermedialen Modelle und Konstellationen für die jeweilige Tradition als relevant und welche als irrelevant erachtet wurden und wie diese Einschätzungen in anderen Aspekten der jeweiligen Religion reflektiert wurden.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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