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Tragischer Realismus: Clément Rossets Philosophie des Wirklichen im Lichte neuer philosophischer Realismen

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 563200640
 
In dem Projekt soll das bislang in Deutschland kaum rezipierte Werk des französischen Philosophen Clément Rosset, das sich unter das Schlagwort eines „tragischen Realismus“ bringen lässt, dargestellt und in einen kritischen Dialog mit gegenwärtigen Versionen des philosophischen Realismus gebracht werden. Rossets Philosophie begreift die Wirklichkeit als eine von keinen höheren Gesetzmäßigkeiten gelenkte Begegnung und Interaktion von Einzelnem, von Dingen wie Menschen. Tragisch ist diese Realität insofern, als sie keine Beziehung zu den Glückerwartungen von Menschen unterhält: Sie unterbindet Glück nicht aktiv, sondern ist ihm gegenüber gleichgültig. Die Antwort der Menschen auf diese Frustration ihrer Glückserwartungen ist regelmäßig eine Leugnung der oder ein Ausweichen vor der Realität. Diese wird – in der Phantasie, in wissenschaftlichen oder philosophischen Theorien sowie in moralischen Forderungen – verdoppelt: Dem, was tatsächlich ist, wird das, was „eigentlich“ ist oder sein sollte oder was „in Wahrheit“ ist, entgegengestellt. Insofern sich Rossets Philosophie der Mahnung unterstellt, dass das Reale nicht verdoppelt werden kann (was auch die philosophische Theoriebildung vor Probleme stellt), ist sie eine besonders kritische und methodisch reflektierte Form von Realismus und kann somit als Korrektur und Vertiefung der gegenwärtigen Realismen fungieren. Dasselbe gilt auch für die konsequente Verschränkung von ontologischen und ethischen Fragestellungen bei Rosset, deren Verhältnis bei aktuellen realistischen Konzeptionen nicht immer so eng ist. Zudem verspricht die Erforschung von Rossets Philosophie wertvolle Beiträge zur Philosophie des Tragischen und zur vielgestaltigen und nicht selten widersprüchlichen Geschichte der Rezeption Nietzsches: Kein anderer Autor hat Rossets Denken geprägt wie Nietzsche, auf den er immer wieder zurückkommt. Das Arbeitsprogramm besteht aus fünf Teilen: 1. soll eine Gesamtdarstellung von Rossets Philosophie in Form einer Monographie verfasst werden. 2. soll die deutsche Übersetzung eines frühen Hauptwerks von Rosset vorgelegt werden, der „Logique du pire“ von 1971. 3. werden zwei Aufsätze verfasst und veröffentlicht, in denen Rossets Konzeption mit der zweier Protagonisten des „spekulativen“ bzw. „neuen“ Realismus kritisch in Beziehung gesetzt wird: mit den Konzeptionen von Quentin Meillassoux bzw. von Markus Gabriel. 4. sind sowohl die Erforschung von Rossets Philosophie als auch deren Konfrontation mit gegenwärtigen realistischen Konzeptionen die zentralen Themen eines internationalen Workshops, der im Rahmen des Projekts stattfinden soll. 5. ist die Arbeit von Veronika Zirbs Teil des Projekts. In dieser Arbeit, die ebenfalls zu einer Monographie führen soll, wird Rossets Denken in einen Dialog mit dem seines Zeitgenossen Gilles Deleuze gebracht. Indem beide Autoren um die Frage des Realen zusammengebracht werden, gewinnen ihre Philosophien als unterschiedliche Antwortversuche auf sie ein präzises Profil.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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