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Das Gräberfeld Neu Wulmstorf-Elstorf (Ldkr. Harburg) – Untersuchungen zu frühmittelalterlichen Bestattungstraditionen des Niederelberaums unter besonderer Berücksichtigung der organischen Artefakte
Antragsteller
Professor Dr. Hauke Jöns
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 563222133
Aus den küstennahen Landschaften Nordwestdeutschlands sind zahlreiche Gräberfelder bekannt, die im Zeitraum zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert nach Chr. belegt wurden und neben paganen Brand- und Körperbestattungen auch beigabenlose, wohl christlich geprägte Gräber umfassen. Auch wenn die Auswahl der in die Gräber gegebenen Beigaben durchaus Variationen ausweist, besteht seit langem in der Forschung Einigkeit darüber, dass die in den küstennahen Landschaften lebenden Gemeinschaften, konventionellen Bestattungstraditionen folgten, die sich über mehrere Generationen tradierten und erst unter dem zunehmenden christlichen Einfluss entscheidend wandelten. In den vergangenen 10 Jahren wurde diese Hypothese zunehmend in Frage gestellt, nachdem die Bedeutung der meist unscheinbaren, aus organischen Materialien bestehenden Bestandteile der Grabausstattungen, wie die Kleidung der Toten oder pflanzliche Beigaben verstärkt in den Fokus der Forschung gelangten. Für die Beschreibung der frühmittelalterlichen Bestattungstraditionen im Niederelberaum kommt dem Gräberfeld von Neu Wulmstorf-Elstorf, Ldkr. Harburg, eine zentrale Rolle zu. Die bisherigen an diesen Gräbern durchgeführten Untersuchungen haben zeigen können, dass sich auch hier trotz des stark durchlüfteten sandigen Bodens in vielen Gräbern, Reste der aus organischen Materialien bestehenden Grabausstattung erhalten haben. Als das Gräberfeld zwischen 2008 und 2016 im Vorfeld von Baumaßnahmen vollständig von der zuständigen Denkmalbehörde ausgegraben werden musste und dabei ca. 600 Gräber entdeckt wurden, entschied man sich nicht nur moderne, digitale Dokumentationstech¬niken einzusetzen, sondern auch bei zahlreichen Gräbern Blockbergungen vorzunehmen, um eine detaillierte Analyse der Grabausstattung unter Laborbedingungen durchführen zu können. Damit besitzt dieses Gräberfeld ein einzigartiges Potenzial für die Gewinnung neuer Informationen über die zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert nach Chr. im Niederelbegebiet ansässige Bevölkerung und die von ihnen praktizierten Bestattungsbräuche. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel des an dieser Stelle beantragten Projektes, alle bei den Ausgrabungen in Elstorf geborgenen Gräber und ihre Inventare sowie die gesamte Dokumentation unter Anwendung von Methoden aus der Archäologie, Anthropologie, Archäozoologie, Paläobotanik und Archäometrie detailliert zu analysieren und die dabei gewonnenen Daten vor dem Hintergrund zeitgleicher Nekropolen des nordwestdeutschen Raumes vergleichend auszuwerten. Die mit den Forschungen zu erzielenden Ergebnisse sollen von einer im Rahmen des Projektes als Doktorandin zu beschäftigenden Mitarbeiterin in ihrer Dissertation im Fachbereich Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie vorgelegt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
