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Lokalisierte Geopolitik und alltägliche Europäisierung an der Grenze zwischen der Ukraine und der EU: Die westlichen Grenzregionen der Ukraine zwischen EU-Integration und dem Krieg mit Russland

Antragstellerin Dr. Tatiana Zhurzhenko
Fachliche Zuordnung Humangeographie
Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 563288563
 
In den letzten zehn Jahren hat die Grenze der Ukraine zur EU als "Tor zu Europa" und Frontier der Europäisierung neue strategische Bedeutung erlangt. Mit der russischen Großinvasion wurde sie zu einem lebensrettenden Korridor und einem Ort der Solidarität für Millionen ukrainischer Bürger. Aufgrund der geographischen Nähe zu EU und NATO genießen die westlichen Grenzregionen der Ukraine relative Sicherheit; sie sind zu einem "sicheren Hafen" für Binnenvertriebene und umgesiedelte Unternehmen aus dem Osten und Süden geworden. Gleichzeitig sind diese Regionen die ersten, die mit Problemen in den Beziehungen der Ukraine zu ihren EU-Nachbarn konfrontiert werden, wie z. B. den Erinnerungskriegen mit Polen oder den Spannungen bezüglich der ethnischen ungarischen Minderheit in Transkarpatien. Im Zusammenhang mit der russischen Aggression ist die ukrainische Westgrenze, einst ein Produkt von Großmachtabkommen und heute eine Außengrenze der NATO, auch ein Ort der geopolitischen Kontroverse. Nach der Rhetorik des Kremls sind Ostgalizien, Transkarpatien und die nördliche Bukowina (zusammen mit Wolhynien und Südbessarabien) "Geschenke Stalins an die Ukraine". Die Schaffung alternativer Narrative und regionaler Identitäten ist eine Herausforderung für die lokalen ukrainischen Eliten, die sich oft im Spannungsfeld zwischen den Prioritäten Kiews einerseits und der EU-Nachbarn andererseits befinden. Die Bewohner der westlichen Grenzregionen durchleben und erfahren diese geopolitischen Auseinandersetzungen von unten, durch die alltäglichen Praktiken des Grenzübertritts in die EU. Das Projekt untersucht Prozesse der Europäisierung von unten und lokalisierte geopolitische Konflikte in drei Regionen der Ukraine (Lviv, Transkarpatien und Czernowitz) an der Grenze zu Polen, Ungarn, der Slowakei und Rumänien. Es stützt sich auf drei theoretische Säulen: 1) auf das Konzept der Europäisierung, das über die Grenzen der EU hinaus angewandt wird und sich insbesondere mit den gesellschaftlichen Aspekten dieses Prozesses befasst; 2) auf einen "Bottom-up"-Ansatz der Geopolitik, die nicht als Vorrecht von Staaten verstanden wird, sondern lokale Gemeinschaften und normale Bürger einbezieht; und 3) auf die Vorstellung von der Grenze als multiskalar, historisch vielschichtig und von lokalen Akteuren durch vielfältige grenzüberschreitende Verbindungen und Alltagspraktiken mitgestaltet. Das Projekt wendet ein mehrdimensionales Analysemodell an, das sowohl diskursive Repräsentationen von Grenzen und geopolitischen Vorstellungen als auch alltägliche Praktiken des Grenzübertritts berücksichtigt. Die Forschungsmethoden umfassen 1) eine qualitative Inhaltsanalyse sowie eine kritische Diskursanalyse ausgewählter "geopolitischer Texte", die auf lokaler Ebene produziert wurden; 2) Interviews mit Vertretern der lokalen Eliten (öffentliche Verwaltung, NGOs, Wissenschaft und kulturelles Milieu); 3) Fokusgruppen und Einzelinterviews mit Anwohnern, die die Grenze häufig überschreiten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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