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TP 7: Der mediale Status des Körpers – Körper im Bild und Körperbild. Äthiopische Heilige in der Frühen Neuzeit
Antragstellerin
Professorin Dr. Margit Kern
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Afrika-, Amerika- und Ozeanienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 435118611
Den medialen Status des Körpers untersucht das äthiopistisch-kunsthistorische Projekt am Beispiel von Körperbild-Konstruktionen äthiopischer (oder so wahrgenommener) Heiliger der Frühen Neuzeit mit dem Ansatz der Kritischen Weißseinsforschung. Ziel der zweiten Förderphase ist es, die Rolle der Liturgie vertiefend auszuloten, d. h. Liturgie soll als (körper-)bildgenerierendes Verfahren – insbesondere im Hinblick auf Aushandlungsprozesse um die (In-)Stabilität von Hautfarbe – dezidiert Aufmerksamkeit erhalten. Liturgische Handlungen werden im TP als Praktiken fokussiert, die durch ein relationales Gefüge verschiedener Körper geprägt sind, stark in Geflechten permanenter und situativ-ephemerer Intermedialität operieren und mit Vorstellungen einer prozessualen Offenheit und Wandlungsfähigkeit von Körperbildern verknüpft sind. Zu prüfen ist, wie in den im Projekt analysierten Text- und Bildquellen vor dem Hintergrund der Behauptung eines transformativen Potentials der Liturgie Gegendiskurse oder alternative Narrative zu Topoi wie der im Sakrament der Taufe „weiß-gewaschenen“ Seele im Schwarzen Körper entwickelt werden können, wenn Weißsein bzw. Reinheit auf verschiedene Körperbild-Konzepte (den Auferstehungsleib, das Innere des Leibs, die Seele) bezogen werden. Näher untersucht werden soll, inwiefern typologische und allegorische Deutungsverfahren in der (inter-)medialen Vielschichtigkeit der Liturgie als Ansatzpunkte zur Entwicklung alternativer Lesarten bedeutsam sind. Mit der Prämisse, dass eine Diskussion der Oberfläche als Medium in der Neuperspektivierung des Projekts von besonderer Relevanz ist, wird das Augenmerk zudem auf ästhetische Diskurse gerichtet, die nicht auf eine Festlegung von monolithischen Kategorien (Außen vs. Innen; Schwarz vs. Weiß etc.) abzielen, sondern gerade das Übergängige bzw. Situative fokussieren. D. h. vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit Konzepten der claritas des Heiligenkörpers bzw. candidez als dritter Kategorie zwischen Schwarz und Weiß, fragt das Projekt nach ästhetischen Phänomenen wie der agency des Lichts bzw. wie sich etwa Glanz im Sinne einer „Ästhetik der Differenz“ als Gegendiskurs zu hegemonialen Narrativen fassen lässt. Dabei spielen auch Fragen der vestimentären Kunstgeschichte eine Rolle. Im Hinblick auf das so formulierte Forschungsanliegen des TP liegt der Fokus über die bisher in den Blick genommenen Heiligen hinaus ganz konkret auf dem weißen Apostel Matthäus sowie dem „Kämmerer der Königin Kandake von Äthiopien“ (Apg 8,27–39) und damit auf zwei in Narrativen der Mission Äthiopiens zentralen Gestalten, deren eingehendere Untersuchung nicht nur im Hinblick auf die Rezeption ihrer hagiographischen Überlieferung nach wie vor aussteht.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 5138:
Geistliche Intermedialität in der Frühen Neuzeit
Kooperationspartner
Professor Dr. Alessandro Bausi
