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Wissenschaftliches Netzwerk für Experimentelle Psychopathologie und Psychotherapie

Antragsteller Professor Jan Richter
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 563815104
 
Traditionelle Diagnosesysteme definieren psychische Störungen als Kategorien gemeinsam auftretender, aber rein beschreibender Symptomcluster. Dabei vernachlässigen sie nicht nur Annahmen über die ätiologischen Mechanismen, sondern berücksichtigen auch häufig beobachtete klinische Phänomene wie hohe Heterogenität innerhalb und hohe Komorbidität zwischen Diagnosegruppen nicht. Infolgedessen hat die Forschung mit Schwerpunkt auf globalen Diagnosegruppen die Entwicklung psychotherapeutischer Behandlungen noch nicht im erforderlichen Maße vorangetrieben. Im Gegensatz dazu zielt die experimentelle Psychopathologie- und Psychotherapieforschung (EPP) darauf ab, die kausale Beziehung zwischen psychologischen und verhaltensbezogenen Prozessen bei maladaptiver Erfahrung im Zusammenhang mit von Patient*innen berichteten Symptomen zu untersuchen. EPP schlägt verschiedene Entwicklungsmodelle für Pathologie innerhalb einzelner Diagnosekategorien sowie transdiagnostische Mechanismen vor. Während EPP eine dimensionale und vielschichtige Perspektive auf psychische Störungen nach einem mechanistischen biopsychosozialen Prozessmodell der Psychopathologie und Psychotherapie betont, integriert es psychologische Grundlagenforschung und klinisch Anwendungsforschung. In der EPP kann Psychopathologie nur anhand der Mechanismen sowohl adaptiver als auch maladaptiver Funktionsweise und Verhaltensweisen identifiziert und verstanden werden. Das Wissenschaftliche Netzwerk für Experimentelle Psychopathologie und Psychotherapie (SNEPP) wird a) einen formal organisierten translationalen und interdisziplinären Austausch zwischen grundlegenden und angewandten psychologischen Teildisziplinen fördern, b) die Qualität und Quantität der Forschungsergebnisse aus deutschen Laboren an der Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und klinisch angewandter Forschung erhöhen und c) die Perspektive von EPP in der universitären Lehre umsetzen. Im Einzelnen werden wir I) die theoretischen und methodischen Herausforderungen der EPP-Forschung in einem Übersichtsartikel identifizieren, insbesondere aufgrund der translationalen Ausrichtung, II) den aktuellen EPP-Wissenschaftsstand in einem ersten deutschsprachigen Lehrbuch zusammenfassen und III) EPP-Wissen in der Community in Methodenworkshops und Fertigkeitskursen verbreiten. In allen Aspekten liegt der Schwerpunkt auf der Förderung von Nachwuchswissenschaftlern (ECS), weshalb die überwiegende Mehrheit der finanziell unterstützten Netzwerkmitglieder ECS sind. Das Netzwerk wird von offiziellen Senior-Netzwerkmitgliedern unterstützt, die keine finanzielle Unterstützung erhalten, aber einen intensiven Austausch zwischen den Statusgruppen sichern. Das Netzwerk ermöglicht erstmals in Deutschland einen strukturierten und intensiven Austausch in der EPP und trägt so dazu bei, das Potenzial des Forschungsfeldes national und international für die Entwicklung notwendiger innovativer Behandlungsmöglichkeiten für psychische Erkrankungen zu entfalten.
DFG-Verfahren Wissenschaftliche Netzwerke
 
 

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