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SP2: Erschließung der untergegangenen mittelalterlichen Kulturlandschaft des nordfriesischen Wattenmeeres
Antragsteller
Professor Dr. Sebastian Krastel; Dr. Dennis Wilken
Fachliche Zuordnung
Physische Geographie
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 541064351
Im Rahmen der FG 5837 (TORF) befasst sich das Teilprojekt SP2 Geophysik mit der geophysikalischen Prospektion der untergegangenen mittelalterlichen Kulturlandschaft des nordfriesischen Wattenmeeres, und untersucht dabei die komplexen mittelalterlichen Mensch-Umwelt-Interaktionen in der Region sowie deren Zusammenhang mit den großen Landverlusten bei Sturmfluten. Im Rahmen des Teilprojekts werden wir unseren interdisziplinären so genannten „typisierten Prospektionsansatz“ über die bisher untersuchte Schlüsselregion der mittelalterlichen Siedlung Rungholt im ehemaligen Verwaltungsbereich der Edomsharde hinaus ausweiten, die als Modell für die Entwicklung dieses Prospektionsansatzes diente. Wir werden ein integriertes und skalenübergreifendes geophysikalisches Prospektionskonzept entwickeln und anwenden, das die regionale Stratigraphie und die umfangreichen mittelalterlichen Küstenschutzmaßnahmen mit lokalen Siedlungsstrukturen verbindet. Es befasst sich dabei mit mehreren übergreifenden Fragen der Forschungsgruppe, u.a. nach der tatsächlichen Ausdehnung und dem Erscheinungsbild der mittelalterlichen Küsten- und Kulturlandschaft vor und nach der Sturmflut von 1362 n. Chr. Mit Hilfe landgestützter geophysikalischer Methoden sollen weitere mittelalterliche Verwaltungsbezirke und deren Siedlungen untersucht werden, um den Blickwinkel des Projekts zu erweitern, und die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt im mittelalterlichen Nordfriesland besser zu verstehen. Dazu gehören drei Hauptuntersuchungsgebiete, in denen sich wichtige Siedlungs- und Salzgewinnungsstätten befinden. Die mittelalterlichen Deiche und damit die Außengrenzen der ehemaligen Kooge Nordfrieslands sollen mit Hilfe geophysikalischer und geomechanischer Daten erfasst und rekonstruiert werden. Veränderungen im Deichbau sowie allgemeine Siedlungsmuster werden untersucht, um ein Modell der „Kulturlandschaft vom Meer“ zu entwickeln. Die hier erhobenen Daten bilden die Grundlage für die Erstellung einer raum-zeitlichen paläogeographischen Rekonstruktion der Natur- und Kulturlandschaft vor und nach der Groten Mandränke im Jahr 1362 n. Chr. Letztere beinhaltet regionale und lokale stratigraphische Querschnitte auf der Basis seismischer Reflexionsdaten, die als überregionale Verbindung verschiedener Siedlungsplätze entlang der Küste den raum-zeitlich isolierten Status bisheriger Bemühungen zur Rekonstruktion der nordfriesischen (Kultur-)Landschaft überwinden können. SP2 Geophysik trägt damit zum übergeordneten TORF-Ziel bei, das wiederholte Aufkommen und Scheitern menschlicher Bemühungen um Ressourcensicherung, Siedlungsausweitung oder Kampf gegen Landverlust in einer einzigartigen Küstenlandschaft zu verstehen. SP2 trägt darüber hinaus zum Wissen über das kulturelle und natürliche Erbe der Wattenmeerregion und zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Risiken der Küstengebiete bei.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
