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SP1: Mittelalterliche friesische Siedler in einer dynamischen Küstenlandschaft
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Ruth Blankenfeldt; Dr. Ulf Ickerodt; Dr. Bente Sven Majchczack; Professor Dr. Dieter Quast
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 541064351
Im Rahmen der FG 5837 TORF konzentriert sich das Teilprojekt SP1 Archäologie auf die physischen Überreste vergangener Besiedlung in Form von archäologischen Objekten, Siedlungselementen und Stratigraphie im nordfriesischen Wattenmeer, um die komplexen mittelalterlichen Mensch-Umwelt-Interaktionen in der Region sowie ihre Beziehung zu großen Landverlusten während Sturmfluten zu untersuchen. SP1 wird Referenzen und archäologische Analogien liefern, um verschiedene Elemente der mittelalterlichen Kulturlandschaft zu interpretieren und zu kontextualisieren. Im Rahmen des interdisziplinären, typisierten Prospektionsansatzes in TORF werden Siedlungselemente (z.B. Warften, Gebäudestrukturen, Gräber, Kirchen) durch archäologische Ausgrabungen geophysikalischer Anomalien mit Hilfe unserer Grabungsrahmenmethodik verifiziert und kontextualisiert. Ausgrabungen von erhaltenen Elementen der mittelalterlichen Siedlungslandschaft in den Marschen dienen als Referenz. Grabungsschnitte durch Siedlungsbefunde im Watt und in den Marschen werden stratigraphische Aufschlüsse, Proben und datierbare Funde liefern. Die Erstellung vollständiger Siedlungspläne mittelalterlicher bis frühneuzeitlicher Siedlungen auf der Mesoskala in den Arbeitsgebieten wird ein schlüssiges Bild der kulturlandschaftlichen Vielfalt im mittelalterlichen Nordfriesland liefern. Dies wird dazu führen, die Abfolge und den modus operandi der mittelalterlichen friesischen Siedler und ihrer neugeformten Küstengesellschaft zu verstehen. Analysen der Siedlungsentwicklung von den Anfängen der Marschkolonisation über die zerstörerischen Sturmflutereignisse und die anschließende Aufgabe oder Wiederaufbau sollen nicht nur die zeitliche Abfolge von Aufstieg und Niedergang, sondern auch mögliche Veränderungen der Kolonisationstechniken untersuchen. Durch die hochmittelalterliche Urbarmachung und Kultivierung erlebte die nordfriesische Marschregion einen kulturellen und wirtschaftlichen Aufschwung, der sich in der erhaltenen materiellen Kultur widerspiegeln kann. Artefaktanalysen an einem nordfriesischen mittelalterlichen Fundkorpus aus neuen und archivierten archäologischen Funden werden daher Rückschlüsse zur Alltagskultur, Einblicke in die soziale Stratifizierung und die Handelsbeziehungen einer stark in den überregionalen Seehandel eingebundenen Gesellschaft erbringen. SP1 wird archäologische Daten zusammenführen, die notwendigen Fernerkundungsdaten aufbereiten und einen Referenzrahmen für die Interpretation in der gemeinsamen TORF-Datenanalyse bereitstellen. Die Ergebnisse von SP1 tragen damit zum übergeordneten TORF-Ziel bei, den wiederholten Aufstieg und das Scheitern menschlicher Bemühungen um die Sicherung von Ressourcen, die Ausweitung von Siedlungsaktivitäten oder den Kampf gegen Landverlust besser zu verstehen. Schließlich trägt SP1 Archäologie zum Wissen über das kulturelle und natürliche Erbe der Wattenmeerregion und zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Risiken der Küstengebiete bei.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
