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Eine Region im urbanen Take-off: Rungholt und die Küste Nordfrieslands im 14. Jahrhundert anhand des Landschaftsarchivs Nordfriesisches Wattenmeer

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 541064351
 
Die Geschichte der mittelalterlichen Urbanisierung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem wichtigen Forschungsfeld entwickelt. Allerdings wird dieselbe bisher meist als einseitige Erfolgsgeschichte urbanen Wachstums und städtischer Prosperität verstanden. Die mittelalterliche Urbanisierung war aber auch von gegenläufigen Erscheinungen geprägt: Eine Stadt konnte sich zurück zu einer Siedlung entwickeln, die konsequenterweise als posturban bezeichnet werden muss. Oder sie konnte gar ganz wieder verschwinden. Daran wirkte ein Bündel verschiedener Faktoren mit, die den negativen Transformationsprozess bewirkten. Nordfrieslands Küstenregion bietet mit dem prominenten Beispiel des untergegangenen Kirchspiels Rungholt ein besonders anschauliches Beispiel für die Erforschung von Urbanisierungs- und Deurbanisierungsprozessen im Mittelalter. Der erkennbar dicht besiedelte und sich in einem urbanen Take-Off befindliche Raum wurde Opfer der Marcellusflut oder „Großen Mandränke“ von 1362. Viele vorausgehende Faktoren, die den Untergang begleiteten, waren durch die hier lebenden Menschen hausgemacht, vor allem was den nicht nachhaltigen Abbau der Ressource Torf anbelangte. Das hier beantragte regionalhistorische Vorhaben kann in seiner hervorstechenden Eignung als Transmitter zwischen den am TORF-Verbund beteiligten Disziplinen zu dessen wesentlichen Leitfragen einen essentiellen Beitrag leisten. Es soll zu Art und Ausmaß des menschlichen Einflusses auf den Küstenraum durch Siedlungs-, Anbau- und Landnutzungspraktiken Auskunft geben und die vorhandenen schriftlichen und dinglichen Quellen befragen, wie die Menschen in ihren ökonomischen Arbeitsabläufen und Gesellschaftsstrukturen organisiert waren und wie sich die menschlichen Einflüsse auf die Küstenregion auswirkten. Insgesamt steht in Aussicht, nähere Erkenntnisse zum Ablauf der Thematik der (De-)Urbanisierung treffen zu können. Umgekehrt wäre es kaum denkbar, die Leitfragen des Verbunds ohne Einbeziehung geschichtswissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse sinnvoll zu klären. Mithilfe des geschichtswissenschaftlichen Vorhabens wird es im Verbund besser möglich sein, die Geschichte der Kultivierung und Umgestaltung des nordfriesischen Küstenraums zu rekonstruieren und die hier lebenden und arbeitenden Menschen im zeitweiligen urbanen Take-Off besser fassen zu können. Beantragt werden für eine 48-monatige Laufzeit die Mittel für eine(n) wissenschaftliche(n) Mitarbeiter(in) mit einer 75-% Stelle gemäß der Kategorie „Doktorandin/Doktorand und Vergleichbare“ und eine unterstützende Hilfskraft. Die im Verbund in denkbar enger Kooperation erarbeiteten Resultate des Projekts sollen in einer Monographie und mindestens zwei Zeitschriftenaufsätzen vorgelegt werden. Die erhobenen Daten werden zudem dauerhaft transparent einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Ein fachspezifischer Workshop soll der weiteren Vernetzung mit der wissenschaftlichen Community dienen.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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