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Geographische Rekonstruktion der Küstenlandschaft und Erfassung mittelalterlicher Mensch-Umwelt-Interaktionen anhand der Sedimentarchive Nordfrieslands

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Hanna Hadler; Professor Dr. Andreas Vött
Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 541064351
 
Im Rahmen der FOR 5837 (TORF) erschließt das Teilprojekt SP3 Geoarchäologie Böden und Sedimente als Geoarchive der nordfriesischen Wattenmeer-Region zur Rekonstruktion der Küsten und ihrer Veränderungen. Auch sollen komplexe mittelalterliche Mensch-Umwelt-Interaktionen und ihre Rolle im Kontext großer Landverlusten durch Sturmfluten erfasst werden. In verschiedenen Arbeitsgebieten und Geoarchiven (Wattflächen, Halligen, Marschen) werden umfassende stratigraphische Daten für Nordfriesland als Basis einer paläogeographischen Rekonstruktion der Küstenlandschaft erhoben - von der natürlichen Dynamik mit beginnender Vermoorung um ca. 1500 v. Chr. über den Aufstieg der mittelalterlichen Kulturlandschaft bis hin zu deren Untergang in 1362 n. Chr. und der nachfolgenden (frühen) Neuzeit. SP3 wird die (vor-)mittelalterlichen natürlichen Bedingungen erfassen, die friesische Siedler zu Beginn der Kultivierung vorfanden, um Möglichkeiten und Grenzen der Landnutzung zu beurteilen. Danach werden Mensch-Umwelt-Wechselwirkungen im Zuge der mittelalterlichen Landgewinnung sowie deren Auswirkungen auf Böden und Sedimente durch Multi-Proxy-Analysen sedimentärer, geochemischer und mikrofossiler Signaturen untersucht. Detaillierte Chronostratigraphien ermöglichen die Bewertung menschlichen Einflüsse und ihrer Veränderungen in Raum und Zeit. Durch Integration von Siedlungs- und Landnutzungsstrukturen, wie z. B. Siedlungstypen, Deiche und Flurformen kann schließlich der gesamtgeographische Charakter der mittelalterlichen Küstenlandschaft rekonstruiert werden. Darüber hinaus ist SP3 unerlässlich zur Verifizierung archäologischer und geophysikalischer Prospektionsergebnisse sowie Fernerkundungsdaten. SP3 Bohrdaten werden zudem zur Erstellung, Bewertung und Kalibration geophysikalischer Modelle sowie der Rekonstruktion des relativen Meeresspiegels herangezogen. SP3 wird maßgeblich zur Bewertung der durch mittelalterliche menschliche Eingriffe veränderten Vulnerabilität der Küstenregion beitragen, z.B. hinsichtlich des Abbaus von Torf bis unter den Meeresspiegel. Dabei werden auch sedimentäre Belege für Sturmfluten in natürlichen und archäologischen Kontexten erfasst, Folgen der Stürme ermittelt und DGM-basierte Überflutungsszenarien erstellt. Dies gilt v.a. für die erste und zweite Grote Mandränke 1362 und 1634 n. Chr. Auf Grundlage stratigraphischer und geomorphologischer Daten erfolgt die geographische Differenzierung der Auswirkungen von Sturmfluten und die Bewertung des ursächlichen Einflusses natürlicher und/oder menschlicher Faktoren. Die Ergebnisse von SP3 leisten einen wichtigen Beitrag zum TORF-Gesamtziel, das wiederholte Auftreten und Scheitern menschlicher Bemühungen um die Sicherung von Ressourcen, die Ausweitung der Siedlungen oder den Kampf gegen Landverlust zu erfassen und besser zu verstehen. Nicht zuletzt wird FOR 5837 dazu beitragen, unser Wissen über das kulturelle Erbe der Wattenmeerregion und das öffentliche Bewusstsein für Küstenrisiken zu erweitern.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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