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Globalisierung und Industriepolitik: Evidenz von der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (IP-KuK)
Antragstellerin
Professorin Claudia Steinwender, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 564732427
Industriepolitik hat ein signifikantes Comeback auf die Agenden von Regierungen weltweit erlebt. Während es zunehmende Evidenz für erfolgreiche Industrialisierungsepisoden nach staatlichen Interventionen gibt, bleiben die wirtschaftlichen Mechanismen und die Effizienz verschiedener Maßnahmen umstritten. Dieses Projekt untersucht die Auswirkungen exportorientierter Wachstumsstrategien in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (KuK) zwischen 1870 und 1910. Dieser historische Kontext erlaubt die Untersuchung von Industriepolitik in einem Land mit mittlerem Einkommen und ermöglicht die Isolation der Effekte spezifischer Interventionen aufgrund begrenzter Kommunikationskanäle und einfacherer technologischer Entscheidungen im Vergleich zu modernen Kontexten. Das Projekt umfasst drei komplementäre Studien: (i) eine Studie zur Exportförderung durch internationalen Technologieausstellungen, (ii) eine Analyse exportabhängiger Inputzölle in einer Schlüsselindustrie und (iii) eine umfassende Dokumentation der industriepolitischen Maßnahmen der KuK Monarchie. Zur Exportförderung untersuchen wir, wie die Pariser Weltausstellung von 1900 die Exportleistung und Innovationsentwicklung von Unternehmen beeinflusste. Für die Inputzölle analysieren wir, wie reduzierte Inputkosten durch exportabhängige Inputzölle die Technologieadoption und Standortwahl in der ungarischen Mühlenindustrie zwischen 1885 und 1900 beeinflussten. Darüber hinaus untersuchen wir, wie die ethnische und kulturelle Heterogenität der KuK Monarchie die Effektivität der Politik prägte. Wir sammeln neue Daten und wenden quasi-experimentelle ökonometrische Methoden zur Kausalanalyse an. Für die Pariser Weltausstellung nutzen wir den Auswahlprozess der Regierung und die vorbestimmten Innovationspotenziale aus der Millenniums-Ausstellung von 1896 in Budapest. Die Studie zu Inputzöllen nutzt die räumliche Variation des Transportzugangs zu Märkten. Ziel dieses Projekts ist es, die Debatte zur Industriepolitik zu bereichern und neuartige Datenquellen zu nutzen. Der einzigartige historische Kontext ermöglicht es, spezifische politische Mechanismen zu isolieren. Das Projekt digitalisiert Firmendaten aus unerschlossenen Archiven - Ausstellungskataloge, Unternehmensverzeichnisse, Patentdaten und Handelsstatistiken - und verwendet ML-Algorithmen zur Erstellung von Panel-Datensätzen für den Zeitraum 1880-1914. Gábor Békés ist außerordentlicher Professor an der CEU in Wien mit Schwerpunkt internationaler Wirtschaft, Unternehmensverhalten und Datenwissenschaft. Claudia Steinwender ist Professorin an der LMU in München und beschäftigt sich mit Handel, Innovationsökonomie und Wirtschaftsgeschichte. Békés' Forschung zu Technologieadoption und Diversität sowie seine Erfahrung mit Firmendatensammlung ergänzen Steinwenders Arbeit zum historischen Handel und in der Industriepolitik. Beide haben in führenden Fachzeitschriften wie der American Economic Review, Management Science und Economic Policy veröffentlicht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich
Kooperationspartner
Professor Gabor Bekes, Ph.D.
