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Systemische Indoktination und ihre ideologischen Grundlagen in Russland nach 2022
Antragsteller
Professor Dr. Krassimir Stojanov
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Förderung
Förderung seit 2025
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 564760304
Im Februar 2022 marschierte Russland in die Ukraine ein, und seitdem sind Hunderttausende ukrainische und russische Männer und Frauen in dem blutigen Krieg gestorben, der auch immense materielle und psychische Kosten verursacht hat. Dennoch befürwortet die große Mehrheit der russischen Bevölkerung weiterhin die Invasion und Putins Regime im Allgemeinen. Wir glauben, dass ein wichtiger Grund dafür in der massiven Indoktrination liegt, die seit etwa anderthalb Jahrzehnten im russischen Bildungssystem stattfindet. In diesem Projekt wollen wir eine theoretisch und empirisch fundierte Antwort auf die Frage finden, wie und auf der Grundlage welcher ideologischen Konstrukte diese Indoktrination funktioniert. Die traditionellen Studien zur Indoktrination konzentrieren sich vor allem auf einzelne Formen der Gehirnwäsche im Unterricht. Wir argumentieren jedoch, dass Indoktrination nicht mehr nur als eine Angelegenheit des Unterrichts betrachtet werden kann. Wie Cristopher Martin zeigt, ist eine breitere Konzeption institutioneller Indoktrination für die Fälle erforderlich, in denen die Indoktrination über die individuelle Lehrer-Schüler-Interaktion hinausgeht und von den Bildungseinrichtungen als ganzen durchgeführt wird, auch wenn die Lehrerinnen und Lehrer an diesen Einrichtungen nicht beabsichtigen zu indoktrinieren, oder sich des indoktrinierenden Charakters ihres Unterrichts nicht bewusst sind. In diesem Projekt gehen wir sogar noch einen Schritt weiter, indem wir zu eruieren versuchen, wie nicht nur einzelne Bildungseinrichtungen, sondern ein ganzes nationales Bildungssystem indoktrinieren kann. Die zentrale Forschungsfrage des Projekts - wie, und auf der Grundlage welcher ideologischen Konstrukte systemische Indoktrination im zeitgenössischen russischen Bildungswesen funktioniert - wird in den folgenden Teilfragen operationalisiert: 1. Welche Inhalte werden an Schulen und Hochschulen vermittelt? 2. Welche indoktrinierenden Methoden werden im Unterricht eingesetzt? 3. Mit welchen Absichten der Regierung, der Schulen und der Lehrerinnen und Lehrer verbindet sich Indoktrination? 4. Die Folgen: Wie manifestiert sich close mindednes als zentraler Effekt von Indoktrination konkret im russischen Bildungswesen? Was sind die kollektiven Folgen indoktrinativer Praktiken? Inwiefern kann Indoktrination auch die Form eines angeblich kritischen Denkens einnehmen, wenn dieses sich innerhalb eines geschlossenen Weltdeutungssystems bewegt? 5. Welche Werte werden durch Unterricht, Bildungspolitik und institutionelle Arrangements im Bildungssystem promotiert? 6. Mit welchen Machtmechanismen werden die indoktrinierenden Praktiken durchgesetzt? Um diese Fragen zu beantworten, werden wir Schulbücher, Lehrpläne und institutionalisierte Praktiken im gegenwärtigen russischen Bildungssystem untersuchen, und dabei die Ansätze der Begriffsanalyse, der normativen Analyse und der kritischen Diskursanalyse anwenden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Kanada
Kooperationspartner
Professor Christopher Martin, Ph.D.
